Neuerscheinung:
Adibekov, Grant M.: Das Kominform und Stalins Neuordnung Europas. Herausgegeben von Bernhard H. Bayerlein und Jürgen Mothes, in Verbindung mit Olaf Kirchner. Aus dem Russischen übersetzt von Beatrix Höhne, Ute Meltzer und Wolf-Ulrich Pradel. Mit einem Vorwort von Jan Foitzik. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Peter Lang, 2002. 342 S. ISBN 3-631-36962-X, br. Zeitgeschichte-Kommunismus-Stalinismus. Materialien und Forschung. Hrg. von Bernhard H. Bayerlein. Band 1.
Informationen zur ergänzten deutschen Ausgabe:
Adibekovs Buch ist die erste umfassende Geschichte des Kominform, die auf unbekannten Materialien aus russischen und südosteuropäischen Archiven beruht. Es ist zugleich die erste Geschichte des Kominform in deutscher Sprache. Detailliert werden Institutionen, Entscheidungsprozesse und Methoden der politischen Gleichschaltung der kommunistischen Bewegung geschildert. Nach der sogenannten Auflösung der Komintern bedeutete die Gründung des Kominform (1947) einen zentralen Einschnitt der Nachkriegsgeschichte. Die selbstherrliche Neuordnung der Beziehungen in Osteuropa durch Stalin und seine engsten Mitarbeiter Molotov, Zdanov, Malenkov und Suslov zu Beginn des Kalten Krieges unterwarf die osteuropäischen Länder einer verschärften Kontrolle. Davon betroffen waren nicht nur Gomulka, Rákosi und der Widerstand leistende Tito, sondern auch Togliatti und Duclos für die italienischen und französischen Kommunisten. Das vom Autor kurz vor seinem plötzlichen Tod im Vergleich zur russischen Veröffentlichung noch ergänzte Werk ist ein unverzichtbarer Baustein zur Erklärung der europäischen Nachkriegsgeschichte.
Aus dem Inhalt:
Gab es ein Vakuum zwischen der Komintern und dem Kominform? - Der Plan des Generalissimus gegen den Plan Marshalls - Stalinsche Schläge und das Heranreifen des sowjetisch-jugoslawischen Konflikts - Das Statut des Kominform - ein Geheimdokument - Warum Stalin keinen Generalsekretär für das Kominform finden konnte - Taubeginn vor dem «Tauwetter».
Zum Autor:
Grant M. Adibekov - wissenschaftlicher Leiter am Russischen Staatsarchiv für Soziale und Politische Forschung (RGASPI), Moskau und Autor zahlreicher grundlegender Werke zur Geschichte des internationalen Kommunismus. Siehe u. a.: Organisacionnaja Struktura Kominterna, 1997 (mit E. N. Sachnazarova und K. K. Sirinja).
Aus dem Vorwort:
"Wie das Original ist auch die hier vorgelegte, durch den Autor ergänzte deutsche Übersetzung der bahnbrechenden Arbeit leitmotivisch durch die institutionelle, politische und systemisch-methodische Kontinuitätslinie von der Komintern zum Kominform geprägt. Oft mit einem geradezu sarkastischen Enthüllungsinteresse schildert der Autor detailliert die Institutionen, Entscheidungsprozesse und Methoden der politischen Gleichschaltung zentraler Teile der kommunistischen Bewegung in Europa durch das Stalinsche Zentrum, zitiert breit und mit offenkundigem ironischen Genuß die verbalen Paroxysmen der Moskauer Parteibürokratie, konfrontiert sie brutal mit ihren relativ blutigen Folgen. Dabei fördert er aufschlußreiche Details über Interna der bürokratischen Koordination und der Entscheidungsfindung innerhalb der sowjetischen Führung zutage, über Absichten und Methoden ihrer Vermittlung, wie auch über die Gehorsams- und Unterwerfungsrituale der Weisungsabhängigen."
"Obwohl Adibekov die äußere Geschichte der kommunistischen Herrschaftstechnik sowohl der Führung wie der Peripherie in faktographischer Hinsicht ein erhebliches Stück voranbringt, muß gleichzeitig vermerkt werden, daß sein Ansatz nur partielle Einblicke in den spätestens mit dem sowjetisch-jugoslawischen Konflikt sinnfällig gewordenen Prozeß der Pluralisierung des Nachkriegskommunismus erlaubt. Mit diesem Hinweis ist keine Kritik verbunden. Im Gegenteil. Denn Adidekov unterstreicht indirekt, wie notwendig beim Umgang mit den heterogenen Quellen die methodologische Reflexion ist. So präsentiert er beispielsweise konkrete Hinweise sogar auf pluralistische Prozesse innerhalb einzelner kommunistischer Parteien. Und problematisiert damit neu die interne Interdependenz der Untersrückungsmechanismen innerhalb des Systems der kommunistischen Herrschaft, die - wie etwa im Falle Ungarns - neues Licht von geradezu spektakulärer Stärke auf Prozesse wirft, die vielfach bereits als geklärt galten."
Ohne das Engagement von Angelika und Jürgen Mothes (Leipzig) hätte dieses Buch nicht veröffentlicht werden können.
Verlagsadresse:
Eschborner Landstrasse 42-50
D-60489 Frankfurt a.M.
Germany
Tel.: ++49 (69) 78 07 05 0
Fax: ++49 (69) 78 07 05 50
e-mail: zentrale.frankfurt@peterlang.com
Preise: 66.00 SFR, 28.00 £, 39.95 US$.
Direktbestellung, Rezensionsexemplare, online Präsentation: www.peterlang.net.
e-mail Adresse des Herausgebers: dr.bayerlein@uni-koeln.de.