COMMUNIQUÉ A LA PRESSE. 13 juin 1917.
Die Delegation der sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaften Deutschlands hat am Montag den 11. und Dienstag den 12. Juni mit dem holländisch-skandinavischen Comité ueber die Fragen verhandelt, die das Comité den sozialistischen Parteien der einzelnen Länder vorgelegt hatte.2 Besonders eingehend wurden dabei die Stellung der deutschen Sozialdemokratie zu Elsass-Lothringen und die Belgien betreffenden Frage[n] behandelt.3 Die Aussprache war sehr eingehend und sachlich. Ueber die durch den Fragebogen des Comités zur Aussprache gestellten Fragen hatte die deutsche Delegation in einem eingehenden Memorandum, das wir bald veröffentlichen, Stellung genommen.4
Die deutsche Delegation hat den Kopenhagener Beschluessen von 19105 entsprechend dabei auch erneut ihre Auffassungen ueber die Fragen der internationalen Schiedsgerichte, der Ruestungsbegrenzung, ueber die Abschaffung des Seebeuterechts und die Geheimdiplomatie dargelegt und sich entschieden gegen jede Fortsetzung des Krieges als Wirtschaftskrieg, nach Friedensschluss, ausgesprochen. Auch internationale Vereinbarungen ueber eine Verbesserung und Ausgleichung der sozialpolitischen Gesetzgebung aller Länder wurde[n] entsprechend der noch zuletzt von dem internationalen Gewerkschaftsbund erhobenen Forderungen verlangt.6
Die deutsche Delegation erklärt sich, ihren frueheren Beschluessen entsprechend, ohne Vorbehalt zur Teilnahme an einer allgemeinen sozialistischen Friedenskonferenz bereit, weil sie es fuer die selbstverständliche Pflicht eines jeden Sozialisten hält, fuer einen dauernden Frieden zu arbeiten.
Anmerkungen
1 Kommuniqué (deutsch bzw. franz.) auch in CHA, Stockholm, N. & C., Juni 1917:2; IISG, NL Troelstra, 433; BA Berlin, NL Hermann Müller, 188, 46; in schwed. Social-Demokraten 14.6.1917, S. 1. - Zur Veröffentlichung siehe Dok. Nr. P/34a-b.
2 Zu diesen Sitzungen siehe Dok. Nr. P/32a-b, Nr. P/33a-b.
3 In dieser deutschen Fassung des Kommuniqués danach vier Zeilen gestrichen, deren Text nicht lesbar ist.
4 Zur Veröffentlichung des Memorandums siehe Dok. Nr. P/34a-b; Memorandum nachgewiesen Nr. P/34a, Anm. 16.
5 Kongreß der zweiten Internationale in Kopenhagen 1910, Resolution im Protokoll (Berlin 1910), S. 34f., zitiert in Dok. Nr. P/27a, Anm. 27
6 Auf der internationalen Gewerkschaftskonferenz in Stockholm am 8.6.1917 wurde gefordert, die Arbeiterbewegung "auf dem Boden des Kampfes für Arbeiterrecht und Arbeiterschutz wieder zu einigen, ist eine hohe Pflicht, an deren Erfüllung wir gemeinsam arbeiten müssen". Abgedruckt in Sassenbach 1926, S. 60.