Konf: Das Lager als Grenzerfahrung. Varlam Schalamov (1907-1982) zum Gedenken
Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung
Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin
Datum, Ort: 03.07.2007-05.07.2007, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Einsteinsaal, Jägerstraße 22/23 /am Gendarmenmarkt), 10117 Berlin
Das Lager als Instrument der Disziplinierung, sozialen Exklusion und Repression ist einer der wichtigsten Orte kollektiver Gewalt und totalitärer Herrschaft. Millionen Menschen mußten jahrelang in Lagern leben, Millionen wurden dort umgebracht. Überlebende haben mit der erklärten Absicht geschrieben, über Leben und Sterben im Lager Zeugnis abzulegen. Eine der bedeutendsten und eindringlichsten Stimmen ist die von Varlam Shalamov, der fast 20 Jahre in sowjetischen Zwangsarbeitslagern zubrachte.
Bis heute sind Shalamov und sein Werk in Deutschland kaum bekannt. Das hat drei Gründe. Wissenschaft und Öffentlichkeit in Deutschland konzentrierten sich auf die Untersuchung der nationalsozialistischen Lager. Russische Erinnerungsliteratur ist in der Diskussion über Lagererfahrungen kaum präsent. Und zeitlebens stand Shalamovs im Schatten von Aleksandr Solzhenicyn.. Dabei haben insbesondere seine /Erzählungen aus Kolyma/ eine Poetik äußerster Dichte, die der von Primo Levi, Jorge Semprun und Imre Kertesz in nichts nachsteht.
Am 1. Juli 2007 jährt sich Varlam Shalamovs Geburtstag zum hundertsten Mal. Aus diesem Anlaß laden die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde und das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin vom 3. bis zum 5. April 2007 zu einer Veranstaltungsreihe ein, um eine breitere Öffentlichkeit in Deutschland mit Shalamovs Leben und Werk bekannt zu machen und zugleich in einem interdisziplinären Zugang den literarischen Stellenwert seines Schaffens zu untersuchen, die historischen, wirtschaftsgeschichtlichen und soziologischen Erkenntnisse der Gulag-Forschung vorzustellen und einen vergleichenden Blick auf Funktion und Ordnung von Lagerhaft, politischer Verfolgung und Terror in der Sowjetunion, unter dem Nationalsozialismus und in anderen politischen Systemen der Welt zu werfen.
Dienstag, 3. Juli 2007
Einsteinsaal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Das Lager schreiben. Varlam Shalamov zum Gedenken
20.00 Uhr
Eröffnung und Begrüßung
Rita Süssmuth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO), Berlin
Doris Liebermann, Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
20.30 Uhr
Lesung mit musikalischer Umrahmung
Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma, Bd. 1. Buchvorstellung und Lesung aus dem 1. Band der deutschen Shalamov-Werkausgabe mit Andreas Schmidt-Schaller
Jascha Nemtsov (Klavier) spielt Kompositionen von Mieczyslaw Weinberg (1919-1996)
Einführung: Andreas Rötzer, Matthes & Seitz, Berlin
anschließend Empfang
Mittwoch, 4. Juli 2007
Gründe und Abgründe des Lagers
9.00 Uhr
Begrüßung
Manfred Sapper, Redaktion Osteuropa, BerlinPräsentation des Themenheftes Osteuropa 6/2007: Das Lager schreiben. Varlam Shalamov und die Aufarbeitung des Gulag
9.15 Uhr
Themenblock I: Das Lager deuten. Orte und Funktionen in der Sowjetunion*
Nicolas Werth, Historiker, Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Paris
Irina Shcherbakova, Memorial, Moskau
Klaus Gestwa, Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde, Universität Tübingen
Moderation: Manfred Sapper, Redaktion Osteuropa, Berlin
10.45 Uhr
Kaffeepause
11.15 Uhr
Themenblock II: Das Lager vergleichen. Orte und Ordnungen des Terrors*
Egbert Jahn, Universität Mannheim
Irina Flige, Memorial St. Petersburg
Dr. Sybille Steinbacher, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Estela Schindek, Lateinamerika-Institut, FU Berlin
Harry Wu, Laogai Research Foundation, Washington, D.C.
Moderation: Volker Weichsel, Redaktion Osteuropa, Berlin
13.00 Uhr
Mittagspause
14.00 Uhr
Themenblock III: Das Lager schreiben
Sigrid Weigel, Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, Berlin
Stephan Braese, Institut für Literaturwissenschaft, TU Berlin
Aurélia Kalisky, Association Internationale de Recherche sur les Crimes contre l'humanité et les Génocides, Paris/Berlin
Franziska Thun-Hohenstein, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin
Moderation: Katharina Raabe, /Suhrkamp Verlag/, Berlin
16.00 Uhr
Kaffeepause
16.30 Uhr
Themenblock IV:Das Lager übersetzen
Podiumsgespräch mit Luba Jurgenson, Übersetzerin, Paris und Gabriele Leupold, Übersetzerin, Berlin
Moderation: Eveline Passet, Übersetzerin, Berlin
18.15 Uhr
Dokumentarfilmvorführung:
Meine verschiedenen Leben (Neskol'ko moich zhiznej, SU /1990, 50 min), mit dt. Übersetzung
anschließend Empfang
Donnerstag, 5. Juli 2007
19.30 UhrKonzert: "Musik aus Gulag und KZ"
Jascha Nemtsov (Klavier)
Kompositionen aus von Gideon Klein, Viktor Ullmann, Aleksandr Veprik und Vsevolod Zaderackij
ORT: Exploratorium Berlin, Sarotti-Höfe, Mehringdamm 53-57, 10961 Berlin
Kontakt: Franca Brand
Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde
030/214 784 12
030/214 784 14
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