Im 19. Jahrhundert verließen bis zu 40% aller männlichen Erwerbstätigen in jedem Frühjahr das Fürstentum Lippe. Bis zum Herbst arbeiteten sie im Norden Deutschlands, in den Niederlanden, in Skandinavien und Osteuropa auf Ziegeleien. Die saisonale Wanderarbeit der lippischen Ziegler geht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Die Verwaltung des Fürstentums Lippe registrierte sie in allen Einzelheiten. Für die Jahre von 1778 bis 1869 gibt es im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (LAV NRW), Abteilung Ostwestfalen-Lippe, in Detmold über 100.000 Daten zu mehr als 30.000 Zieglern. Nirgendwo sonst auf der Welt lassen sich so viele und dichte Informationen zu Saisonarbeitern mit Herkunft und Zielort für eine derart lange und frühe Zeit in diesem Umfang finden. Für die Geschichte der Migrationen, der Arbeit und der Familie sind sie von unschätzbarem Wert, aber auch für Genealogen mit Vorfahren aus Lippe.
Dank der Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam (IISG) und dem LAV NRW werden diese Daten, eingebettet in ihrem historischen Kontext, zur Verfügung gestellt.
Die historischen Dokumente werden in diesem Portal in drei Formen angeboten:
* als Digitalisate der Archivalien, in vielen Fällen versehen mit einer Transkription
* in Informationen zu den einzelnen Quellengruppen
* als Datenbank, in der die Personennamen aus den Pass- und Ziegelbotenlisten so gespeichert sind, dass man sie bequem nach Namen, Herkunftsort in Lippe und Zielort recherchieren kann. Von der Datenbank gibt es unmittelbare Verknüpfungen mit den Digitalisaten, um z. B. die Transkription zu überprüfen.