Moritz Florin / Nathalie Keigel, Fachbereich Geschichte, Universität Hamburg; in Kooperation mit der Körber-Stiftung 07.02.2013-09.02.2013, Hamburg, Universität Hamburg, ESA-West, Raum 120
Nachwuchskonferenz an der Universität Hamburg in Kooperation mit der Körber-Stiftung, Hamburg
Waren die 1960er Jahre global eine Zeit des kulturellen und sozialen Umbruchs, der Jugendkultur, des Wertewandels, einer Ausdifferenzierung der Lebensstile, erweiterter medialer Möglichkeiten und der Protestkultur, so markierten sie auch in der Sowjetunion und im sozialistischen Jugoslawien eine Zeit maßgeblichen gesellschaftlichen und kulturellen Wandels. In Anlehnung und Abgrenzung zum kapitalistischen Westen eröffneten sich auch den Bürgern sozialistischer Staaten in den Bereichen Konsum und Lebensstil Felder, die bis dahin oft unter dem Verdacht westlich-kapitalistischer Dekadenz gestanden hatten.
Im Zuge des "Tauwetters" kam es im Bereich der Kultur zu einer Erweiterung von Gestaltungsfreiräumen, innerhalb derer sich Möglichkeiten einer kritischen Auseinandersetzung mit den bestehenden Verhältnissen boten. Jugoslawien und die Sowjetunion unterschieden sich dabei hinsichtlich ihrer ideologischen Umsetzungen und in ihrer internationalen Positionierung. Das wirkte sich auch auf die jeweiligen Aneignungsstrategien und Abgrenzungsmomente aus. Neben offenkundigen Divergenzen lassen sich aber auch parallele Erscheinungen verzeichnen.
Worin bestand das Besondere an den "langen 1960er Jahren" (ca. 1956 - ca. 1971) in Jugoslawien und der Sowjetunion? Welche Veränderungen lassen sich in den Bereichen der bildenden Kunst, Fotografie, Literatur, Musik, Film, Mode, Architektur, Design, der "Massenkultur" beschreiben?
In welchem Verhältnis standen dabei nationale, internationalistische, universelle, westliche oder östliche Identifikationsmuster zueinander?
Inwiefern gab es Verbindungen, wo lagen die Differenzen und wie lassen sich diese begründen? Wie wurden die 1960er Jahre zu unterschiedlichen Zeiten wahrgenommen?
Alle an der Teilnahme Interessierten werden gebeten. sich bei Nathalie Keigel (nathalie.keigel [at] uni-hamburg.de) oder Moritz Florin (moritz.florin [at] uni-hamburg.de) kurz anzumelden.
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DONNERSTAG, 7. FEBRUAR
Abendvortrag Prof. Dr. Monica Rüthers
18-20 Uhr, Hörsaal W221, ESA W
FREITAG, 8. FEBRUAR
09:30 - 09:45 Begrüßung (Keigel/ Florin)
09:45 - 11:15
Sowjetvolk und Jugoslovenstvo
Rayk Einax (Uni Gießen): Dictum - Factum: Entdeckung, Entwicklung und Nachleben des "Sowjetvolks"
Marianna Zhevakina (Uni Hamburg): Wirtschaftverbrechen, sowjetische Identität und Antisemitismus in Chruscevs Sowjetunion Alexandra Oberländer (HU Berlin): Gleichheit und Gerechtigkeit - Der Wertekanon sowjetischer Arbeitswelten?
Kommentar: Manfred Zeller (HSU, Hamburg)
11:45 - 13:15
Die Sowjetunion global, transnational und imperial
Ewgeniy Kasakow (Uni Bremen): Sestidesjatniki, Dissidenten, 68er - "globales 1968" in der Sowjetunion.
Tobias Rupprecht (EUI, Florenz): Moscow Mambo. Die Kubanische Revolution und ihre Auswirkungen auf die sowjetische Politik, Kultur und Öffentlichkeit Moritz Florin (Uni Hamburg): Kolonie oder Antikolonie? Kirgistan und die Dekolonisation in der Dritten Welt
Kommentar: Esther Meier (HSU, Hamburg)
14:15 - 15:45
(Dokumentar-)Film in Jugoslawien und der Sowjetunion - Nonkonformismus und Funktionen
Jana George (Uni Jena): Nonkonformisten im jugoslawischen und sowjetischen Film der 1960er Jahre: "Wenn ich tot und bleich bin" (Kad budem mrtav i beo, 1967) von Zivojin Pavlovic und "Kurze Begegnungen" (Korotkie vstreci, 1967) von Kira Muratova
Naomi Richner (Uni Basel): Film: "Waffe oder Scheiße?" - Sozial engagierter Dokumentarfilm vom französischen Cinéma Vérité zum jugoslawischen Crni Film
Lena Unbehauen (Uni Hamburg): Sowjetische Science-Fiction-Filme der sechziger Jahre
Kommentar: Tatjana Simeunovic (Uni Basel)
16:15 - 17:45
Dissidenz in der Sowjetunion
Ulrike Huhn (Uni Bremen): Aufbruch in den Untergrund? Apokalyptische Sekten und ihre Erforscher Manuela Putz (Uni Bremen): Politischer Protest verdichtet. Die Mordvinischen Lager für "besonders gefährliche Staatsverbrecher" und das dissidentische Selbstverständnis in der Sowjetunion der 1960er Jahre
Kommentar: Claudia Weber (Hamburger Institut für Sozialforschung)
SAMSTAG, 9. FEBRUAR
09:30 - 10:15 Keynote-Speech Prof. Dr. Hannes Grandits (HU Berlin)
10:30 - 12:00
Tourismus und West-Ost-Vorstellungen in Jugoslawien und der Sowjetunion
Thomas Bürgisser (Uni Basel): Jugoslawisch-schweizerische Beziehungen.
Von Gastarbeitern und Schweizer Touristen
Benedikt Tondera (Uni Hannover): "More fun and less serious" - Der
sowjetische Auslandstourismus der 1960er Jahre in die kapitalistischen
Länder als Indiz eines "verlängerten Tauwetters"?
Eva Pluhavora-Grigiene (Berlin): Im Spannungsfeld von Selling Socialism
und heimatlicher Nostalgie. Fotobildbände zur litauischen Küste in den
1960er und 1970er Jahren
Kommentar: N.N.
12:30 - 14:00
Rock & Roll, sexuelle Revolution und Mode in Jugoslawien im
transnationalen Vergleich
Natalija Herbst (Uni München): Die "sexuelle Revolution" im
sozialistischen Jugoslawien
Nathalie Keigel (Uni Hamburg): Vom Kostüm der Mutter zum Körper der
Tochter. Jugoslawische Modebilder in den Sechzigern
Aleksandar Rakovic (Institute for Recent History of Serbia, Belgrade):
Rock & Roll in Yugoslav Socialist Society during the 1960ies (with a
view on similarities and differences of rock and roll in the Eastern
Bloc and Yugoslavia)
Kommentar: Monica Rüthers (Uni Hamburg)
14:00 - 15:00 ABSCHLUSSDISKUSSION
[Cross-posted, with thanks, from H-Soz-u-Kult]