Im Sommer 2015 war Deutschland euphorisch. Tausende Menschen hießen an Bahnhöfen und Grenzübergängen ankommende Flüchtlinge mit Blumen und Süßigkeiten willkommen; die deutsche Kanzlerin hatte knapp einer Million Flüchtlingen die Einreise ermöglicht und vorübergehend die Dublin-Regelung außer Kraft gesetzt. Ihre Worte "Wir schaffen das" auf der Sommer-Pressekonferenz wurden zur Chiffre einer "neuen Willkommenskultur", die in der politischen Auseinandersetzung wiederholt mit Zielen und der Umsetzung "europäischer Kernwerte" wie "Frieden, Menschlichkeit, Solidarität, Gerechtigkeit" (Vizekanzler Sigmar Gabriel) verknüpft wurde.
Seit dem "Wir schaffen das" sind zwei Jahre vergangen. Es ist viel passiert, wie die Vorfälle zum Jahreswechsel 2015/16 in Köln oder die Anschläge in Würzburg, Ansbach und Berlin im Verlauf des Jahres 2016.
Trotz der problematisierenden Diskurse sind nach wie vor viele Menschen als Freiwillige in der Flüchtlingsarbeit engagiert. Der Workshop möchte das Thema aufgreifen, aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und vor dem Hintergrund der aktuellen Situation mit den Werkzeugen und Begriffskonjunkturen der rezenten kulturwissenschaftlichen Migrationsforschung konfrontieren: Was ist von der Willkommenskultur geblieben? Wie hat sich der gesellschaftliche Umgang mit Geflüchteten in
Deutschland entwickelt?
Wir sind an Beiträgen interessiert, die theoretisch-konzeptionelle Überlegungen überzeugend mit Empirie und Ethnographie verbinden. Der Workshop richtet sich in erster Linie an Doktorandinnen und Doktoranden der verschiedenen Disziplinen der Flüchtlingsforschung. Beiträge, die auf die folgenden Leitfragen eingehen, aber auch darüber hinaus die komplexen Felder Migration, Flucht und Asyl diskutieren, sind herzlich willkommen.
Weitere Informationen und der Call for Papers unter:
http://www.ethnologie.uni-muenchen.de/willkommenskultur
Organisation: Diana Sherzada und Martin Sökefeld