Sitzung der holländischen und schwedischen ISB-Delegationen in Stockholm, 28. April 1917

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Dän. Social-Demokraten 29.4.1917, S. 1 (gez. W.).1

Auszug

[...]2

   Kl.[okken] 11 Formiddag samledes de udenlandske Repræsentanter med Hjalmar Branting, Gustav Møller og Søderberg3 til Forhandling. Om Resultatet gives ingen Meddelelse.

   Det siges, at man har diskuteret Mulighederne for at faa en Repræsentant fra alle Lande samlet om visse forberedende Skridt for Arrangementet.4

   De Delegerede erklærer, at de ser forhaabningsfuldt paa det planlagte Arbejde, men de tilføjer, at mange Forberedelser skal gøres, og at der er mange Vanskeligheder at overvinde.5

Übersetzung

   Um 11 Uhr vormittags trafen sich die ausländischen Vertreter mit Hjalmar Branting, Gustav Möller und Söderberg zu einer Besprechung. Über das Ergebnis liegen keine Mitteilungen vor. Es wird verlautet, daß man die Möglichkeiten diskutiert hat, Vertreter aus allen Ländern zu gewissen vorbereitenden Schritten für die Veranstaltung zu versammeln. Die Delegierten erklären, daß sie der geplanten Arbeit hoffnungsvoll gegenüberstehen, aber sie fügen hinzu, daß viele Vorbereitungen notwendig und viele Schwierigkeiten zu überwinden sind.

Anmerkungen

1   Den kurzen Bericht, betitelt "Fredskonferencen" [Die Friedenskonferenz)], hat Stauning geschrieben. Die Sitzung war in schwed. Social-Demokraten 28.4.1917, S. 4, angekündigt worden. Ebd. 30.4., S. 1, wo allerdings das Datum fälschlich angegeben ist (Donnerstag, 26.4.), weitere Informationen: Die Sitzung fand im Zimmer der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion im Reichstagsgebäude statt, damit Branting und Ernst Söderberg an den Reichstagsverhandlungen teilnehmen konnten. Die ausländischen Gäste, ebenfalls Louis de Brouckère und André Waltz, folgten der Reichtagsdebatte über die bürgerlichen Schutzkorps auf der Zuhörertribüne. Branting fungierte als Vorsitzender der Sitzung. Da man die Ankunft von Camille Huysmans abwartete, wollte man vorerst nur "vorbereitende Gespräche" ("förberedande överläggningar") führen. - Daß es sich um ein "vorbereitendes Stadium" handele, betonte auch Branting in einem Interview in norw. Social-Demokraten 30.4. 1917, S. 6.

2   Zur Ankunft von Troelstra am 27.4.1917 (abends) und von Albarda, Van Kol und Stauning am 28.4. (morgens) in Stockholm aus Kopenhagen. - In einem Interview in Dagens Nyheter 29.4.1917, S. 1, erklärten Van Kol und Albarda, daß die Arbeit in Stockholm delikat und nicht einfach sein werde, aber sie seien dennoch optimistisch; denn "Friede müsse kommen" ("fred måste det bli"). Der Aufenthalt in Stockholm könne je nachdem Wochen oder Monate dauern. Troelstra war zu müde gewesen, um ein Interview zu geben. Er war in einem Interview nach seiner Ankunft in Kopenhagen in dän. Social-Demokraten 25.4.1917, S. 4, der Auffassung, daß die Konferenz auf Grund der Friedenssehnsucht unbedingt erfolgreich sein werde. Schließe man sich nur dem Standpunkt der russischen Regierung an, so bestünde kein Grund, den Krieg weiterzuführen. Es gelte jetzt vor allem, "den psychologischen Augenblick" ("den psykologiske Øjeblik") zu nutzen. Siehe zu letzterem auch Nachweise in Dok. Nr. P/01a, Anm. 1.

3   Die Kursivierungen entsprechen Sperrung in der Vorlage. - Gustav Möller war seit 1916 Sekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Schwedens. Ernst Söderberg war 1904-1919 Kassier des schwedischen Gewerkschaftsbundes. Zusammen mit Branting bildeten Möller und Söderberg die schwedische Delegation im ISB.

4   Zu den geplanten Vorkonferenzen siehe Dok. Nr. P/05, Anm. 9, und Dok. Nr. P/06a-c. - Nach schwed. Social-Demokraten 30.4.1917, S. 7, hatte Troelstra zu Beginn der Verhandlungen erklärt, was er in seinem Interview in Het Volk am 20.4.1917 "tatsächlich" gesagt habe; Interview wiedergegeben in Dok. Nr. P/01f. Auszüge aus dem Interview nach Het Volk werden auch wiedergegeben, und die Berichtigung wird begrüßt. Zuvor war das Interview bereits in schwed. Social-Demokraten 23.4.1917, S. 4, auszugsweise nach Vossische Zeitung und Korrespondenz Norden vermittelt worden. Branting kritisierte die Äußerungen Troelstras zu einem Separatfrieden, allerdings vorbehaltlich der korrekten Wiedergabe von deutscher Seite; Troelstra habe wohl nur seine persönliche Meinung gesagt, die weder die Auffassung des ISB noch die der übrigen holländischen Sozialdemokraten entspreche, so in schwed. Social-Demokraten 24.4.1917, S. 3. Ein Dementi von Troelstra in Az Est (Budapest), auszugsweise in schwed. Social-Demokraten 30.4.1917, S. 7, und ebenfalls im Brief De Brouckère an Van Kol, 4.5.1917 als Beilage zu einem Brief an Branting vom 4.5.1917, in ARAB, NL Branting 3.1:11. - Zu diesen Auseinandersetzungen auch Höglund 1929, S. 177-179; Stillig 1977, Abschnitt 2.4.2 ("Das Druckmittel: Der Separatfriedensvorwurf als beliebig verwendbare politische Waffe"), S. 56-60; Kirby 1986, S. 90f. - Siehe weiter zum Interview Dok. Nr. P/04, Anm. 4, und Nr. P/6a, Anm. 10.

5   Erik Palmstierna schreibt in seinem Tagebuch, Palmstierna 1953. S. 54 (Eintragung 28.4.1917): "Troelstra, van Kol och Stauning äro här för att "göra fred". Ser än så länge med skepsis därpå; tror inte att situationen är mogen för en aktion från internationella byrån, men i varje fall sammanknytes Internationalen successivt härunder. En spännande "hjärnornas kamp" mellan Troelstra och Branting. Nu har Br.[anting] fått högkvarteret förlagt till Stockholm; det blir han, som slutligen dikterar riktningen" [Troelstra, van Kol und Stauning sind hier, um "Frieden zu machen". Stehe dem bisher mit Skepsis gegenüber; glaube nicht, daß die Situation für eine Aktion des Internationalen Büros reif ist, aber immerhin wird die Internationale allmählich wieder zusammengenüpft. Ein spannender "geistiger Kampf " zwischen Troelstra und Branting. Jetzt hat Branting das Hauptquartier nach Stockholm verlegt; er wird schließlich die Richtung diktieren].