Zusammenfassung
Das Komitee habe unter dem Eindruck der russischen Revolution
die Initiative zu einer internationalen sozialistischen Konferenz ergriffen.
Eingeladen seien die der Internationale angeschlossenen Organisation sowie die
Parteiminderheiten und die während des Krieges neu entstandenen
Organisationen. "Cette initiative constitue une tentative sérieuse de
rétablir l'Internationale socialiste comme un facteur de puissance
ouvrière et de créer, par elle, les fondaments d'une paix
générale sur la base des principes traditionnels de nos
congrès".
Durch separate Konferenzen mit den einzelnen
Organisationen ab 15. Mai sollten deren Stellungnahmen im Krieg und ihre
Friedensziele deutlich gemacht, ein gemeinsames Friedensprogramm vorbereitet
und die Möglichkeit einer allgemeinen Konferenz geprüft werden. Die
Teilnahme an den Separatkonferenzen lasse jeder Partei die Entscheidung offen,
an einer allgemeinen Konferenz teilzunehmen.2
Das Komitee begrüße die Konferenzinitiative des
Petrograder Arbeiter- und Soldatenrats und hoffe auf baldige gemeinsame
Beratungen mit einer russischen Delegation in Stockholm mit dem Ergebnis "de
renforcer le travail déjà commencé et d'aboutir à
une action unique".3
Das Komitee protestiere gegen die Einflußnahme der
Regierungen auf die Konferenz durch Paßbewilligung bzw.
Paßverweigerung. Die Internatioanle vertrete keine Interessen irgendeiner
der kriegführenden Mäche. Das Komiee konstituiere sich "comme 'un
centre permanent' de l'action du prolétariat en faveur d'un paix
socialiste".4
Anmerkungen
1 Zwei hschr. Entwürfe auf franz. von Huysmans, hschr.
Teilentwurf auf deutsch von Troelstra und Versionen des Manifests auf deutsch,
franz., engl., schwed., mit hschr. Verbesserungen, in CHA, Stockholm, N. &
C., Mai 1917:2. Vielfältig in der Presse abgedruckt, u.a. in schwed.
Social-Demokraten 19.5.1917, S. 4 (schwed.), 22.5., S. 3 (franz.), 23.5., S. 3
(deutsch), 24.5., S. 3 (engl.). In Histoire de la IIe Internationale 1980
(Minkoff-Reprint), Bd. 22, ist die erste Seite des Manifests vom 18.5. mit der
ersten Seite des Manifests vom 10.10. vertauscht, S. 773 bzw. S. 785. -
Zur Bearbeitung siehe Dok. Nr. P/13.
2 Im Gespräch mit den französischen und englischen
Delegationen am 19.5.1917, nachgewiesen in Dok. Nr. P/15c, Anm. 3, wurde die
Frage von Vorbedingungen, gestellt von Moutet, diskutiert. Branting, Huysmans
und Troelstra hätten erklärt, man wolle keine Bedingungen stellen, um
nicht irgendeine Partei auszuschließen. Man wolle auch nicht gewisse
Fragen von vornherein ausschließen, beispielsweise
Elsaß-Lothringen, wonach Moutet gefragt hatte, sondern alles solle zur
Sprache kommen. Aber die Parteien würden ja gefragt, ob man die Teilnahme
an der allgemeinen Konferenz an gewisse Bedingungen knüpfe. Allerdings
habe Huysmans gesagt, daß die Russen Bedingungen stellen könnten,
und das würde Aussschließung bedeuten. Troelstra, der zuvor gesagt
habe, die russischen Fragen und Bedingungen entsprächen den unsrigen, habe
darauf geantwortet, das sei unmöglich, das würde die Spaltung in
jeder Nation bedeuten. - Das Ziel der Vorkonferenzen habe Branting
folgendermaßen umschrieben: "Quand nous aurons les dossiers de chaque
section, il sera constaté une volonté très ferme de faire
une conférence générale et c'est alors qu'on examinera les
réserves de certaines sections. Nous pourrons juger la situation
internationale bien plus clairement après nos consultations".
3 Im Gespräch mit den französischen und englischen
Delegationen am 19.5.1917, nachgewiesen in Dok. Nr. P/15c, Anm. 3, wurde auch
die russische Initiative angesprochen. Branting habe erklärt, man werde
trotz der russischen Initiative, die man begrüße ("Nous avons
décidé de saluer l'invitation de la Russie comme un signe de
sentiment pour la restauration de l'Internationale"), am eigenen
Konferenzprojekt weiterarbeiten, aber mit der russischen Delegation
konferieren. "Nous voulons bien marcher avec la révolution russe, mais
nous ne voulons pas nous laisser mettre de côté. J'ai dit aux
Russes: vous êtes des belligérants; il faut que ce soient des
neutres qui convoquent". Huysmans habe gesagt, die Russen seien Zimmerwalder,
und das sei gefährlich ("et c'est dangereux"); sie gehörten
außerdem zu einer kriegführenden Partei.
4 Unterzeichner des Manifests: Hjalmar Branting, Gustav
Möller, Ernst Söderberg, Jacob Vidnes, Thorvald Stauning, Johan
Willem Albarda, Pieter J. Troelstra, Henri Hubert van Kol, Camille Huysmans und
Arthur Engberg.