Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv für Sozialgeschichte 20.11.2013-21.11.2013, Bonn, Godesberger Allee 149
Deadline: 15.05.2013
Die Geschichte sozialer Ungleichheit gehörte einmal zu den Antriebskräften einer "kritischen" Sozialgeschichte mit umfassendem theoretischem Anspruch. Aber mit der Sinnkrise der Historischen Sozialwissenschaft ist vielfach auch die Geschichte sozialer Ungleichheiten aus dem Forschungsinteresse zugunsten scheinbar weniger "altmodischer" Themen verschwunden.
Während innerhalb der Soziologie weiterhin über "Klasse und Schicht", über Lagen, Milieus und Lebensstile gestritten wurde, haben sich Historikerinnen und Historiker an diesen gegenwartsbezogenen Debatten immer seltener beteiligt. Manches deutet darauf hin, dass sich dieser Trend derzeit ändert. Ein wesentliches Ergebnis der jüngsten kulturhistorischen Debatten lässt sich dabei mit Blick auf die Ungleichheitsforschung schon jetzt festhalten: Sozialwissenschaften, die das Soziale beschrieben, deuteten und kategorisierten, sind selbst zum Forschungsthema geworden und mit ihnen die Diskurse und Semantiken der Ungleichheit.
Der neue Band des Archivs für Sozialgeschichte will diese unterschiedlichen sozial- und kulturwissenschaftlichen Stränge der Ungleichheitsforschung bündeln. Eingeladen sind Autorinnen und Autoren, die sich mit Fragen der sozialen Ungleichheit vom 19. bis zum 21. Jahrhundert, von der Industriellen Revolution bis zu Hartz IV beschäftigen. Spannend sind vor allem solche Beiträge, die nach der sozialen Praxis von Ungleichheit fragen, sich also auch um die Vermittlung von Diskurs-, Alltags- und Erfahrungsgeschichte bemühen.
Unterschiedliche Themen sind vorstellbar: solche, die bereits seit Langem auf der Agenda der Sozialgeschichte stehen, aber einer neuen methodischen Herangehensweise bedürfen: die Geschichte von Armut und Alter, von Lebensstilen, sozialer Mobilität, von Bildung, Gesundheit, Familie, von sozialen Randgruppen und Arbeitslosen, aber auch von Reichtum und Vermögen und der Geschlechtergeschichte sozialer Ungleichheit. Als Gegenstand sind zudem unterschiedliche Produzenten, Interpreten und Institutionen sozialer Ungleichheit wie Wohlfahrtsverbände, Krankenkassen oder Arbeitsämter lohnend oder die politischen (und auch gewerkschaftlichen) Kontroversen über die Zumutbarkeit und Notwendigkeit sozialer Ungleichheit. Ein weiteres Themenfeld ist die Frage, inwieweit und ab wann sich nationale Kontexte für die Produktion sozialer Ungleichheit auf die Ebene globaler Arbeitsteilung verlagert haben, oder, in anderen Worten, ob soziale Ungleichheit nur aus Europa und den USA an die globale Peripherie exportiert worden ist. Und natürlich sind darüber hinaus solche Beiträge willkommen, die sich explizit mit neueren theoretischen Debatten der
sozial- und kulturwissenschaftlichen Ungleichheitsforschung beschäftigen.
Am 20./21. November 2013 wird ein Autoren-Workshop zur Vorbereitung des AfS-Bandes bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn stattfinden.
Mögliche Konferenzsprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch.
Vorschläge für einen Vortrag können bis zum 15. Mai 2013 eingereicht werden. Die Exposés sollten 3.000 Zeichen nicht überschreiten.
Die Redaktion des Archivs für Sozialgeschichte besteht aus Beatrix Bouvier, Dieter Dowe, Anja Kruke, Friedrich Lenger, Ute Planert, Dietmar Süß, Meik Woyke (Schriftleitung) und Benjamin Ziemann.
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Meik Woyke
Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv für Sozialgeschichte, Godesberger Allee 149, 53175 Bonn
meik.woyke [at] fes.de
Homepage http://www.fes.de/afs
[Cross-posted, with thanks, from H-Soz-u-Kult]