CfP: Zwei Kulturen? – Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in den Geistes- und den Naturwissenschaften (German)

Call for Papers, deadline 15 December 2025
Munich/Germany
 
Organiser: Peter Hoeres / Susan Splinter / Stefan Jordan, Abt. NDB-online, Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München (Bayerische Akademie der Wissenschaften)
Location: Alfons-Goppel-Str. 11, Munich
Postcode: 80539
City: München
Country: Germany
Takes place: In person
Dates: 21.10.2026 - 22.10.2026
Deadline: 15.12.2025
 

1959 veröffentlichte C. P. Snow seinen Artikel „Two Cultures“, in dem er die These aufstellte, dass sich Geistes- und Naturwissenschaften bzw. nomothetisch und idiografisch verfahrende Wissenschaften diametral gegenüberstehen und eine Verständigung angesichts unterschiedlicher Denkstile kaum möglich sei. Diese These wird seit Jahrzehnten diskutiert, historisiert und problematisiert (Fabian Krämer; Otto Gerhard Oexle; Helmut Bachmeier/Ernst Peter Fischer).

 

Zwei Kulturen? – Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in den Geistes- und den Naturwissenschaften

Am Beispiel des Umgangs mit der disziplinären NS-Vergangenheit soll – mit besonderem Blick auf Artikel in biografischen Lexika – der Frage nachgegangen werden, welche Spezifika es in der Historisierung der Disziplinen zwischen den Geistes- und den Naturwissenschaften gibt. Die Naturwissenschafts-, Technik- und Medizingeschichte untersucht seit Ende der 1970er Jahre Forschungsinhalte und -praktiken, das disziplinäre Handeln von Personen(gruppen) und Institutionen sowie die Geschichte von Strukturen und Denkweisen während der NS-Zeit. Herbert Mehrtens‘ und Alan Beyerchens Publikationen gelten als Ausgangspunkt für eine sich zunehmend differenzierende und breitenwirksame Auseinandersetzung der Geschichte von Naturwissenschaften, Technik und Medizin vor, während und nach der nationalsozialistischen Zeit.

In der Geschichtswissenschaft gaben die von Winfried Schulze und Otto Gerhard Oexle als Aufsätze publizierten Beiträge auf dem Deutschen Historikertag in Frankfurt am Main 1998 der Erforschung der Disziplin und ihrer Vertreter während der NS-Zeit starke Impulse. In der Folge erschienen mehrere Dissertationen und Handbücher. Ähnliches lässt sich zu gleicher Zeit für die Literaturwissenschaft und Philosophie beobachten. Auch hier bildet die Zeit um das Jahr 2000 einen Ausgangspunkt für die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der eigenen Wissenschaft, wie der Band „Literaturwissenschaft und Nationalsozialismus“, 2003 herausgegeben von Holger Dainat und Lutz Danneberg belegt.

Im Rahmen des Workshops soll geklärt werden, ob sich der Umgang mit der NS-Vergangenheit in den einzelnen Fachdisziplinen unterscheidet. Lassen sich zeitlich, inhaltlich und sozial Unterschiede oder Gemeinsamkeiten feststellen?

Dabei soll ein besonderes Augenmerk auf biografische Lexika und die Frage gelegt werden, wann Forschungen zur NS-Vergangenheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in die entsprechenden Lexikonartikel eingingen bzw. ob von solchen Artikeln Impulse für die Forschung ausgingen. Dass biografische Nachschlagewerke Debatten auslösen können, zeigte die Veröffentlichung des „Internationalen Germanistenlexikons 1800–1950“ (2003) eindrücklich, die durch den Nachweis einer Mitgliedschaft in der NSDAP Diskussionen um bis dahin als politisch unbescholten geltende Persönlichkeiten wie Walter Jens, Walter Höllerer und Peter Wapnewski verursachten.

Diesen und weiteren Fragen wird bei dem Workshop „Zwei Kulturen? – Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in den Geistes- und Naturwissenschaften“ nachgegangen, der am 21. und 22. Oktober 2026 von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München veranstaltet wird. Für die Diskussionsbeiträge sind jeweils rund 20 Minuten Zeit vorgesehen, damit ausreichend Raum für den interdisziplinären Austausch bleibt. Geplant ist im Anschluss ein Sammelband mit den Beiträgen der Tagung.

Bitte senden Sie Beitragsvorschläge bis zum 15. Dezember 2025 an susan.splinter@ndb.badw-muenchen.de und/oder stefan.jordan@ndb.badw-muenchen.de. Reisekosten (Übernachtung und Fahrtkosten im üblichen Umfang) können übernommen werden.

Posted