Sitzung der MSPD-Delegation in Stockholm, 6. Juni 1917

P/28c
BA Berlin, NL Hermann Müller, 186, 7-8. Mschr., 2 S.1

Sitzung vom 6. Juni 1917.

   Bevor in die Diskussion über den Fragebogen eingetreten
wird, wird beschlossen, dass David das Stenogramm seiner Rede diktieren soll,
es in Stockholm durchkorrigieren soll und dann soll gesehen werden, ob die
Broschüre gleich hier gedruckt werden kann.2 Es soll dem
Komitee weiter morgen vorgeschlagen werden, einen Pressebericht über die
Verhandlungen hinauszugeben.3 An der Abfassung des Berichts sollen
David, Scheidemann, Sassenbach und Müller teilnehmen. Bei der Besprechung
des Fragebogens wird unter den Vorbemerkungen bemängelt, dass die
ökonomischen Ursachen nicht berücksichtigt sind, die bei der
Kriegsfrage auf internationalen Kongressen immer mit zur Grundlage genommen
wurden, wie die Kongressbeschlüsse erweisen. Bei I b (Anwendung der
Prinzipien in konkreten Fällen) wird bemerkt, dass noch mehr Länder
zu erwähnen wären, wenn eine generelle Neugestaltung der Erdkarte
vorgenommen würde. Als Abteilung VI muss die Frage aufgeworfen werden, was
in den einzelnen Ländern die Parteien für den Frieden getan haben.
Bei Abteilung I a müssen wir eine Erklärung dafür verlangen, was
dort verstanden wird:

   a. unter dem Begriff: Autonomie,

    b. 
"        
"        
"         Nation,

    c. 
"        
"        
"         Nationalität

   d. "        
"        
"         Wiederherstellung.

   Bei Punkt I b muss neben den angeführten Ländern und
Länderteilen gefragt werden nach dem Schicksal von Irland, Indien,
Aegypten, den Burenstaaten, Marokko, Tripolis, Korea, Tibet, Persien.

   Es wird bestimmt, dass zu I a Ebert, soweit die
wirtschaftlichen Ursachen und Müller, soweit die Begriffsbestimmungen
Autonomie usw. in Frage kommen, dass zu I b 1 und 2 David, zu 3 (die Kolonien)
Molkenbuhr sprechen sollen, soweit Fragen aufzuwerfen sind. Zu II
(Hauptgrundzüge internationaler Vereinbarungen, Abrüstung,
Verkürzung der Dienstzeit etc.) soll Sassenbach sprechen, zu IV
(Mitarbeiter, Parlamente) Legien und zu VI (Was für den Frieden getan
wurde) Scheidemann. Die gesamten Fragen sollen dann in einem ausführlichen
Memorandum durch die Delegation behandelt werden. Für dieses Memorandum
soll von David, Scheidemann und Müller ein Entwurf vorbereitet
werden.4

Anmerkungen

1   Dokument (12 Seiten) überschrieben Protokoll der
Sitzungen der Stockholmer Delegation der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands, das Sitzungen am 4., 5., 6., 9., 11. und 13.6.1917 wiedergibt.
Zur Sitzung auch David 1966, S. 232, wo er als Tenor angibt: "wir werden weiter
zum Angriff übergehen".

2   Zur Arbeit an der Broschüre siehe David 1966, S. 233-235
(Eintragungen 7., 8., 9., 14., 16., 17., 18. und 19.6.); am 19.6.: "Vollendung
der Broschüre". Sie wurde dann in Berlin gedruckt und herausgegeben;
genauer Nachweis Dok. Nr. P/28a, Anm. 3.

3   Siehe dazu Diskussion im Komitee Dok. Nr. P/29-29a und Nr.
P/30.

4   Zur Diskussion des Fragebogens und des Memorandums siehe Dok.
Nr. P/29-29a und Nr. P/32-34.