Von Sigurd bis Sickingen: Rittertugenden und Wertekanon von der Romantik bis zur Arbeiterbewegung - Bad Münster am Stein - Ebernburg
Varnhagen Gesellschaft e. V.; in Kooperation mit der Fouqué-Gesellschaft Berlin-Brandenburg e. V.; dem Verkehrsverein Rheingrafenstein e. V.; der Salongesellschaft Eltville; dem Kurpfälzischen Amtshof; dem Weinaurant Bach; unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten aus Mitteln des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien; Schirmherrin: Andrea Nahles MdB, Bad Münster am Stein - Ebernburg
12.09.2009-13.09.2009, Kurpfälzischer Amtshof, Burgstraße 13, 55583 Bad Münster am Stein
Deadline: 10.09.2009
Vor 150 Jahren, im Frühjahr 1859, publizierte Ferdinand Lassalle - nachdem eine anonym eingereichte Bühnenfassung abgelehnt worden war -, das Historiendrama Franz von Sickingen. Die Ebernburg ist zentral für die Vorgänge des Bauernkriegs und Schauplatz des Dramas. Hier gewährte 1520 der Ritter Franz von Sickingen dem verfolgten Reformator und Schriftsteller Ulrich von Hutten Aufenthaltsrecht; von hier aus griff Hutten publizistisch in den Bauernkrieg ein, führte 1521 die sog. "Pfaffenfehde" und klagte die fürstliche Tyrannei an. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Doppelortschaft "Bad Münster am Stein / Ebernburg" zu einem Kurbad, das auch von jüdischen Reisenden besucht wurde und diese willkommen hieß. Der Literaturwissenschaftler Hans Mayer, der später über die von Marx und Engels mit dem Autor geführte "Sickingen-Debatte" gearbeitet hat, schreibt in seinen Memoiren über beglückende Erlebnisse in der Salinenstadt.
In einem berühmten, 1848 in der Neuen Rheinischen Zeitung publizierten Empfehlungsschreiben an Varnhagen von Ense nennt Heinrich Heine den jungen Lassalle einen jener "harten Gladiatoren", die ihn als "letzten Fabelkönig der Romantik" überleben werden. Das eintägige Colloquium der Varnhagen Gesellschaft e. V. beschäftigt sich mit der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Dramas Franz von Sickingen und stellt zugleich die Frage nach der Rezeption romantischer Heldenverehrung in der sozialen Bewegung nach 1848. Wie sieht es mit der "Modernität" der sogenannten "Ritterlichkeit" aus? Lassen sich die in den Ritterromanen der Romantik retrospektiv auf ein idealisiertes Mittelalter zurückprojizierten Ideale - Treue, Eintreten für Schwächere, "Höflichkeit" und respektvoller Umgang in fremden sozialen Kontexten, Gerechtigkeit auf die moderne Leistungsgesellschaft übertragen?
Parallel zum Colloquium zeigt die Varnhagen Gesellschaft e. V. vom 6. bis einschließlich 13. September (Tag des offenen Denkmals) in der Brunnenhalle (Kurpark) die Ausstellung "Lebensbilder, die Zukunft zu bevölkern - Von Rahel Levins Salon zur 'Sammlung Varnhagen'".