Projekt "Individuelle Erinnerung und gewerkschaftliche Identität. Ein Projekt zur Erhebung, Sicherung und medialen Aufbereitung gewerkschaftlicher Zeitzeugeninterviews" der Hans-Böckler-Stiftung und des Archivs der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung 24.05.2012-24.05.2012, Bonn, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
Deadline: 18.05.2012
Methoden- und Theorieworkshop
Das Kooperationsprojekt von Friedrich-Ebert-Stiftung und Hans-Böckler-Stiftung setzt sich zum Ziel, mittels lebensgeschichtlicher Interviews mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern der Geburtsjahrgänge 1920 bis 1940 gewerkschaftliche Identitäten zu untersuchen. Im Rahmen des Projektes sollen diese Interviews einen Quellenstamm bilden, der systematisch mit Interviews laufender und abgeschlossener Projekte zusammengeführt bzw. in einem eigenen Findmittel archivarisch erschlossen werden soll, um zentrale Quellen der Erinnerungsgeschichte der Gewerkschaften zu sichern und einer breiteren Fachöffentlichkeit zugänglich zu machen.
Eine erinnerungsgeschichtliche Erforschung gewerkschaftlicher Akteure steht vor dem Problem, dass diese Akteursgruppe, insbesondere hinsichtlich der in Frage kommenden Alterskohorte, signifikant weniger Selbstzeugnisse hinterlassen hat als vergleichbare Akteure anderer Akteursgruppen innerhalb der gesellschaftlichen Eliten. Ihre Erfahrungen sind jedoch für die Rekonstruktion der Nachkriegsgeschichte und für die Geschichte der Arbeitswelten und Arbeitsbeziehungen konstitutiv.
Herkunft, Selbstbild und Selbstdeutungen, Deutungsmuster, generationelle Merkmale und gewerkschaftliche Narrative sollen deshalb im Rahmen des Forschungsprojekts durch das Medium der Zeitzeugeninterviews ermittelt werden.
Zum Projektstart sollen die Ansätze der Zeitzeugengeschichte im Rahmen eines Workshops methodisch diskutiert werden. Im Vergleich mit anderen lebensgeschichtlich orientierten Zeitzeugenprojekten in der gewerkschaftshistorischen Forschung und darüber hinaus soll die zu untersuchende Kohorte generationengeschichtlich verortet werden.
In diesem Zusammenhang sollen grundlegende Fragen der Kohortenbildung, insbesondere im Hinblick auf generationengeschichtliche Aspekte und vergleichbare Lebensläufe ("Flakhelfergeneration", "HJ-Generation", "skeptische Generation", "68er-Generation") erörtert werden. Die Zeitzeugenforschung kann dabei an die Befunde des biografischen Trends in der jüngeren gewerkschaftsgeschichtlichen Forschung anschließen.
Neben generationellen Verlaufsmustern soll das Projekt dazu beitragen, Grundannahmen hinsichtlich der professionellen Lage von Gewerkschaftsfunktionären, spezifischer Lebensläufe (aus der Arbeitswelt in die Gewerkschaften) und ihrer professionellen Rolle in weltanschaulich geprägten Großorganisationen zu überprüfen. In der Gewerkschaftssoziologie und in der politischen Theorie spielt die Frage lebensgeschichtlicher Wege hauptamtlicher Funktionäre, deren Sozialprofil und die Frage der Professionalisierung der Gewerkschaftsarbeit eine herausgehobene Rolle. Auf der Grundlage lebensgeschichtlicher Interviews bietet sich eine Überprüfung dieser vorwiegend auf quantitativer Grundlage mittels empirischer Sozialforschung erhobenen Befunde anhand qualitativer Daten an.
Darüber hinaus werden im Rahmen des Workshops die rechtlichen Fragen der Archivierung und Veröffentlichung, die Frage der Langzeitarchivierung, der Transkription, der Aufbereitung sowie der Digitalisierung am Beispiel ausgewählter Projekte erörtert.
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Programm
10:00-10:45
Anja Kruke, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn Begrüßung
Michaela Kuhnhenne, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf Johannes Platz, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn
Alexander von Plato, Institut für Geschichte und Biographie, Fernuniversität Hagen/Lüdenscheid Thematische Vielfalt und methodische Einheit? Überblick über Zeitzeugenprojekte in Deutschland
10:45-11:45
Zeitzeugeninterviews in der gewerkschaftsgeschichtlichen Forschung
Moderation: Johannes Platz
Anne Klein, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn Vorstellung des Projekts "Individuelle Erinnerung und gewerkschaftliche Identitäten. Ein Projekt zur Erhebung, Sicherung und medialen Aufbereitung gewerkschaftlicher Zeitzeugeninterviews"
Knud Andresen, Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg Vorstellung des Projekts "Erinnerungserzählungen eines sozialen Milieus und gewerkschaftliche Erfahrungsräume"
Kaffeepause
12:00-13:00
Benchmarking-Institutionen und Projekte - Rahmen und Standards
Moderation: Meik Woyke, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn
Linde Apel, Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg Die Werkstatt der Erinnerung
Daniela Honigmann, August-Bebel-Institut, Berlin Projekt "Linke Lebensläufe"
Mittagspause
13:45-14:45
Lebensläufe, Arbeitswelten und Identitäten - generationengeschichtliche Aspekte
Moderation: Anne Klein
Christoph Weischer, Universität Münster
Gewerkschaftsfunktionäre im sozialen Raum der Nachkriegsgesellschaft
Almut Leh, Friedrich-Schiller-Universität Jena Erzählung oder Erinnerung im Lebenslauf? Die Kontroverse um Konstruktion und Rekonstruktion
Kaffeepause
15:00-16:00
Best Practise in Zeitzeugen-Projekten
Moderation: Christian Testorf, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn
Anette Neff, Oral History-Projekt der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau, Darmstadt Rechtliche Rahmenbedingungen und ethische Fragen von Zeitzeugeninterviews
Martin Rüther, NS-Dokumentationszentrum EL-DE Haus, Köln Von der Aufbereitung der Interviews zur Präsentation - Die Projekte "Jugend 1918-1945" und "Erlebte Geschichte"
Schluss und Verabschiedung
Ort:
Friedrich-Ebert-Stiftung
Archiv der sozialen Demokratie
Konferenzsaal II
Godesberger Allee 149
53175 Bonn
Da die TeilnehmerInnenzahl begrenzt ist, bitten wir um vorherige Anmeldung bitte per E-Mail an:
Friedrich-Ebert-Stiftung
Archiv der sozialen Demokratie
Eva Váry
Godesberger Allee 149
53175 Bonn
Tel. 0228/883-9033
Fax 0228/883-9209
E-Mail: Eva.Vary [at] fes.de
Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung: http://www.fes.de/archiv/adsd_neu/index.htm
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