Internationale Solidarität reloaded. Gewerkschaften und andere soziale Bewegungen zwischen Herausforderungen und Chancen der Globalisierung

Call for papers, deadline 6 September 2013 (German text)

CFP: Internationale Solidarität reloaded. Gewerkschaften und andere soziale Bewegungen zwischen Herausforderungen und Chancen der Globalisierung - Göttingen 04/14

Hans-Böckler-Stiftung; in Kooperation mit der Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften (GGG) 01.04.2014-04.04.2014, Göttingen, Georg-August-Universität Göttingen, Tagungszentrum an der Historischen Sternwarte.
Deadline: 06.09.2013

Die grenzüberschreitende Vernetzung und Kooperation von Gewerkschaften und anderen sozialen Bewegungen rückt vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Globalisierung zunehmend in den Fokus der Gewerkschafts- und Bewegungsforschung. Da das Kapital zunehmend global agiert und politische und ökonomische Entscheidungsprozesse nicht mehr allein auf nationaler Ebene getroffen werden, stehen Gewerkschaften und andere soziale Bewegungen vor der Herausforderung, sich ebenfalls grenzüberschreitend zu koordinieren. Internationale Solidarität erscheint notwendiger denn je, während die 'ungleiche geographische Entwicklung' (Harvey) diese oftmals zunehmend erschwert. Zugleich aber scheinen die Globalisierung sowie gesellschaftliche Transnationalisierungsprozesse neue Möglichkeiten internationaler Solidarität zu eröffnen. Erleichterte Reise- und Kommunikations-möglichkeiten, insbesondere durch das Internet, sowie die Bildung einer globalen Öffentlichkeit erlauben grenzüberschreitende Diffusionsprozesse von Ideen, Frames und kollektiven Identitäten.

Diese Entwicklungen werden in unterschiedlichen Disziplinen analysiert, wobei sich Wissenschaftler_innen oftmals selbstverständlich auf internationale Solidarität als Grundlage grenzüberschreitender Handlungen beziehen. Das Konzept der internationalen Solidarität selbst bleibt in der wissenschaftlichen Debatte aber oftmals vage. Es mangelt insbesondere an einer nennenswerten Theorieentwicklung, was internationale Solidarität ist und welche Bedingungen sie begünstigen oder hemmen. Wenig Beachtung findet in diesem Zusammenhang bislang auch die Frage nach dem Verhältnis von Solidarität, Interesse und Empathie auf internationaler Ebene.

Die interdisziplinär ausgerichtete Tagung möchte einen Beitrag leisten zu einem besseren Verständnis der Grundlagen internationaler Solidarität zwischen Lohnabhängigen, Gewerkschaften und anderen sozialen Bewegungen z.B. in den Bereichen Migration, Feminismus, Klimawandel oder auch mit Blick auf die Proteste gegen die europäische Austeritätspolitik. Des Weiteren soll analysiert werden, welche Möglichkeitsfenster sich im Zeitalter von wirtschaftlicher Globalisierung und gesellschaftlicher Transnationalisierung eröffnen können. Ziel der Tagung ist es, sowohl Gewerkschaftsforschung und Bewegungsforschung als auch Wissenschaft und Praxis zum Thema internationale Solidarität zusammenzubringen und zur Theorieentwicklung beizutragen. Unter anderem soll die Frage nach dem Verhältnis von Interessengemeinschaft und Identifikation bzw. Empathie in einer globalisierten und transnationalen Welt neu gestellt werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Arbeiterbewegung und anderen sozialen Bewegungen.

Zu den auf der Tagung zu diskutierenden Fragen zählen unter anderem:
- Worauf beruht Solidarität über Grenzen hinweg, was sind ihre Grundlagen und Bedingungen? Worin unterscheidet sich internationale Arbeitersolidarität von Solidarität anderer sozialer Bewegungen?
- Inwiefern tragen Konzepte aus der Bewegungsforschung wie u.a. Frames und Opportunity Structures zum Verständnis internationaler Solidarität bei?
- Wie ist das Verhältnis von gemeinsamen Interessen und "emotionalen" Faktoren bzw. Empathie und geteilter Identität zu bestimmen? Wie verändert sich dieses Verhältnis möglicherweise im Kontext von Globalisierung und Transnationalisierung?
- Worin bestehen Hürden, aber auch neue Möglichkeiten internationaler Solidarität von sozialen Bewegungen und Gewerkschaften?
- Was sind Bedingungen für die Organisierung internationaler Solidarität entlang von Wertschöpfungsketten bzw. in transnationalen Unternehmensnetzwerken?
- Welche Rolle spielt im Fall der Gewerkschaften internationale Solidarität für deren Revitalisierung?
- Welche Rolle spielen konkrete Entwicklungen wie die Transnationalisierung von Lebenswelten, die Digitalisierung von Kommunikation und erweiterte Reisemöglichkeiten für die Möglichkeiten internationaler Solidarität?
- Welche Rolle spielt das Internet als Raum transnationaler Öffentlichkeit? Welche (katalysierenden) Effekte lassen sich für transnationale Solidarität nachweisen?
- Was können Gewerkschaften von anderen sozialen Bewegungen wie der feministischen, der Umwelt- oder der entwicklungspolitischen Bewegung lernen? Und umgekehrt?
- Welche Schwierigkeiten, aber auch Perspektiven und Notwendigkeiten bestehen hinsichtlich Koalitionen zwischen Gewerkschaften und anderen sozialen Bewegungen auf internationaler Ebene?

Adressat_innen der Tagung
Die Tagung richtet sich an Promovierende, Habilitand_innen sowie auch Wissenschaftler_innen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis.
Sie bietet ein Forum, die eigenen Fragestellungen, Thesen, Theoriebezüge und methodischen Ansätze und Herausforderungen zur Diskussion zu stellen. Interessierte Wissenschaftler_innen werden um die Einsendung von Exposés gebeten, die sich mit Fragen internationaler Solidarität von Arbeiterorganisationen und sozialen Bewegungen im Allgemeinen vor dem Hintergrund einer zunehmenden Transnationalisierung befassen. Den besonderen Schwerpunkt der Tagung bildet die Auseinandersetzung mit grenzüberschreitenden Handlungsansätzen von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen, die zu einer theoretischen Weiterentwicklung des Verständnisses von Solidarität und ihrer Bedingungen beitragen.

Programm und Organisation
Sarah Bormann, Shuwen Bian, Jenny Jungehülsing, Martina Hartung und Florian Schubert (Promotionsstipendiat_innen der Hans-Böckler-Stiftung) Promotionsförderung der Hans-Böckler-Stiftung Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften

Daten und Termine
Interessent_innen schicken bitte ein 1-2seitiges Abstract in deutscher oder englischer Sprache sowie eine kurze Information zu Biografie und Forschungsprofil bis spätestens 6. September 2013 per Mail an die Adresse WT@boeckler.de

Rückfragen können ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden oder auch telefonisch an die Promotionsförderung der Hans-Böckler-Stiftung (Dr.
Susanne Schedel, Tel.: +49/211/7778-301).

Die Auswahl der Beiträge erfolgt Ende September, die Vortragssprachen der Veranstaltung sind Deutsch und Englisch. Die Kosten für die Übernachtung und Verpflegung werden von der Hans-Böckler-Stiftung getragen. Außerdem werden die Reisekosten für Referent_innen der Tagung und für Stipendiat_innen der Hans-Böckler-Stiftung übernommen.

Dr. Susanne Schedel
Hans-Böckler-Stiftung
Abteilung Studienförderung
Referatsleitung Promotionsförderung II
Hans-Böckler-Straße 39
40476 Düsseldorf
WT [at] boeckler.de

[Cross-posted, with thanks, from H-Soz-u-Kult]