Call for Papers: Arbeitsmigration: Frauen, Männer, Familie und die Ziegler aus Lippe
Archivmaterial, historische Erkenntnisse und neue Forschungsimpulse
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (LAV NRW), Abteilung Ostwestfalen-Lippe und Internationales Institut für Sozialgeschichte Amsterdam
25-26 November 2015, Detmold, Landesarchiv NRW Abt. OWL, Willi-Hofmann-Str. 2, 32756 Detmold
Im 19. Jahrhundert verließen bis zu 40% aller männlichen Erwerbstätigen in jedem Frühjahr das Fürstentum Lippe. Bis zum Herbst arbeiteten sie im Norden Deutschlands, in den Niederlanden, in Skandinavien und Osteuropa auf Ziegeleien. Die saisonale Wanderarbeit der lippischen Ziegler geht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Die Verwaltung des Fürstentums Lippe registrierte sie in allen Einzelheiten. Für die Jahre von 1778 bis 1869 gibt es im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (LAV NRW) Abteilung Ostwestfalen-Lippe (Detmold) über 100.000 Daten zu mehr als 30.000 Zieglern. Nirgendwo sonst auf der Welt lassen sich so viele und dichte Informationen zu Saisonarbeitern mit Herkunft und Zielort für eine derart lange und frühe Zeit in diesem Umfang finden. Für die Geschichte der Migrationen, der Arbeit und der Familie sind sie von unschätzbarem Wert, aber auch für Genealogen mit Vorfahren aus Lippe.
Dank der Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam (IISG) und dem LAV NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe werden diese Daten, eingebettet in ihrem historischen Kontext, im Zieglerportal zur Verfügung gestellt. Die erhobenen Daten und gewonnenen historischen Kenntnisse sowie das Archivmaterial laden zu weiteren Fragestellungen und Forschungen ein, etwa zu der Frage nach Arbeiterbiografien, nach Familienstrategien, Geschlechterverhältnissen, Männlichkeitsvorstellungen, der wirtschaftlichen und sozialen Situation von Arbeitsmigranten, den politischen Implikationen, etwa im Zusammenhang der entstehenden Arbeiterbewegung (welche Politik-, Weltvorstellungen wurden durch die Wanderungen in das ländliche Lippe etwa getragen?), kulturelle Veränderungen aufgrund von Einflüssen anderer Regionen, Ländern usw. Es sind auch Paper zur Erhebung von (neuen) Daten zur Arbeitsmigration, deren Aufbereitung, Verknüpfung etwa (von Familiendaten) und Auswertung willkommen ebenso zu archivfachlichen Fragen (Bewertung, Erschließung, Digitalisierung und Präsentation) bzgl. Unterlagen zur Arbeitsmigration.
Der wissenschaftliche Workshop zielt darauf ab, 1) das im Landesarchiv NRW Abt OWL (Detmold) vorhandene Archivmaterial zur Geschichte der lippischen Ziegler für weitere Forschungen anzubieten und 2) dafür und für die Geschichte der Arbeitsmigration neue Fragestellungen und Methoden anzuregen.
Im Idealfall beziehen sich die 20minütigen Vorträge auf die Detmolder Archivalien oder ähnliche (damit verknüpfte) Archiv- und Museumsbestände. Willkommen sind in diesem Workshop auch Beiträge, die noch nicht auf abgeschlossenen Forschungen basieren. Die Referentinnen und Referenten haben die Möglichkeit, ihre Forschungsvorschläge auf Laptops im Foyer während der Pausen zu präsentieren.
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.
Einsendeschluss der Paper-Vorschläge (max. 500 Wörter) ist der 30. September 2015 (einzusenden an: bettina.joergens@lav.nrw.de).
Veranstalter:
Prof. Dr. Jan Lucassen, Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam (IISG) und Dr. Bettina Joergens, LAV NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe
http://www.archive.nrw.de/lav/aktuelles/veranstaltungen/Zieglerworkshop…