Sitzung des Holländisch-skandinavischen Komitees mit der Delegation aus Kroatien, 28. August 1917

P/64
CHA, Stockholm, N. & C., August 1917. Hschr. (Camille Huysmans), 1 S.1

Croatie

28-8-17

Présents: Branting, Axelrod, Panin, Van Kol, Huysmans, Radovesic
[Radosevic], Markic

   1) Rad.[osevic] déclar.[e] qu'il veut dire la
vérité et qu'il regrette l'affaire des Serbes.

   Il se félicité de la présence de Markic,
qui réprésente un autre parti des Slaves du Sud.2

   2) Lecture du Memorandum.3

Anmerkungen

1   Zur Sitzung Karabegovic/Sarac 1988, S. 106f.; Valiani 1966, S.
309f. - Mijo Radosevic vertrat die Sozialdemokratische Partei in Kroatien und
Slawonien. Neben ihm war ursprünglich auch noch Stjepan Turkovic als
Vertreter ausersehen worden, siehe Schreiben des Zentralkomitees der
sozialdemokratischen Partei in Kroatien und Slawonien/Vitomir Kovac an
Huysmans, 18.7.1917, in CHA, Stockholm, Corr., Juli 1917, Nr. 68. In schwed.
Social-Demokraten bereits am 26.6.1917, S. 1, mitgeteilt. Turkovic konnte aus
finanziellen Gründen nicht nach Stockholm reisen. In einem Telegramm von
Kovac an Huysmans, in Stockholm am 28.7.1917 eingetroffen, wurde die Ankunft
von Radosevic für die kommende Woche angekündigt, in CHA, Stockholm,
Corr., Juli 1917, Nr. 115; mitgeteilt in schwed. Social-Demokraten 31.7.1917,
S. 1. Eine Sitzung war dann für den 13.8. vorgesehen, angekündigt in
schwed. Social-Demokraten 10.8.1917, S. 1. Am 27.8. lud schließlich
Huysmans Radosevic zur Sitzung am nächsten Tag ein, in CHA, Stockholm,
Corr., Aug. 1917, ohne Nr.

2   Franjo Markic vertrat die Sozialdemokratische Partei Bosniens
und der Herzegowina. Siehe auch die beiden vorherigen Vorkonferenzen mit der
bosnischen Delegation am 19.5. und 20.6.1917, Dok. Nr. P/16 und Nr. P/41. -
Vorgelegt wurde eine gemeinsame Stellungnahme.

3   Hschr. Version auf franz. (76 S., einige hschr. Verbesserungen
von Huysmans), in CHA, Stockholm, N. & C., Aug. 1917, überschrieben
Memorandum des partis socialdémocrates de Bosnie et
Herzégovine et de Croatie-Slavonie
. Es wird wie ein
Pressekommuniqué eingeleitet: "Le Comité Hollando-Scandinave a
reçu le 28 Août 1917 la délégation du parti
socialdémocrate de Bosnie et Herzégovine, composée du
citoyen Franjo Markic, et la délégation de
Croatie-Slavonie, représentée par le citoyen Dr. Mijo
Radoschevitch. La délégation a formulé son point de vue
dans la déclaration commune suivante". Unterzeichnet Markic und
Radosevic; beide Namen mit derselben Handschrift geschrieben wie der Text. Nach
dem "et" nach dem Namen von Markic hatte Huysmans eingefügt Glumac und
dann wieder gestrichen. Eine hekt. Version auf franz. (25 S., mit einigen
hschr. Verbesserungen) ebd. Dort ist der Vorname von Radosevic falsch
geschrieben (Urjo). Abgedruckt ohne die einleitenden Sätze und die
Unterschriften in Stockholm 1918, S. 168-187, "Croatie-Slavonie et
Bosnie-Herzégovine. Memorandum général des partis
Socialistes". Verfasser des Memorandums war Radosevic nach Valiani 1966, S.
309. - Nach einem ausführlichen geografischen, ethnografischen,
historischen und politischen Überblick über die südslawische
Region werden wird die politische und öknomische Politik der
Unterdrückung durch Österreich-Ungarn gekennzeichnet. Man fordert
"une libération définitive", einen unabhängigen
südslawischen Staat, bestehend aus Serbien, Slowenien, Kroatien-Slawonien,
Bosnien-Herzegowina und Istrien, bei indirekter Einbeziehung Bulgariens in die
südslawische "Nation". Dieser Staat solle sich einem nicht näher
definierten Bund demokratischer Balkanstaaten anschließen. Im
früheren Memorandum für Bosnien-Herzegowina, siehe Dok. Nr. P/16a,
wurde neben einem unabhängigen südslawischen Staat noch eine autonome
Region aller Südslawen im Rahmen Österreich-Ungarns als
Minimallösung zugelassen. - Das Memorandum wurde erst im Oktober 1917 in
Petrograd veröffentlicht. Wegen des Inhalts des Memorandums wagte
Radosevic nicht mehr, nach Österreich-Ungarn zurückzukehren; er lebte
in Petrograd und dann in Paris, wo er sich dem jugoslawischen Nationalkomitee
anschloß. Auch Markic ging ins Exil, siehe Dok. Nr. P/16, Anm. 2. - Im
slowenischen Memorandum (mschr., auf deutsch) von Henrik Tuma, das dem Komitee
nicht zugestellt wurde, jedenfalls im Material zu "Stockholm" nicht vorhanden
ist, werden die Herstellung ethnografischer Einheit der Slowenen, Kroaten und
Serben und die Einbindung in einen Staatenbund, einen
"Adria-Donau-Balkan-Staat", gefordert; nach Kopie aus dem Nachlaß von
Tuma (Akademie der Wissenschaften in Nova Gorica), die freundlicherweise von
Prof. Franc Rozman (Ljubljana) zur Verfügung gestellt wurde, in IISG. Vgl.
auch die Stellungnahme des Parteitags der Südslawischen
sozialdemokratischen Partei am 25.12.1917, wo "die Vereinigung der Slowenen,
Kroaten und Serben ohne jeden Vorbehalt auf dem natürlichen geographischen
und Verkehrsgebiet, welches kompakt von den drei Nationalitäten bewohnt
ist", gefordert wird. In Heinrich Tuma, "Zur südslawischen Frage" in Der
Kampf H. 2, 1918, S. 78-94. Dazu Unfried 1987.