Das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung trauert um Dieter Schuster (1927-2019)
Dieter Schuster war als Historiker und Archivar der Geschichte der Arbeiterbewegung verpflichtet.
1927 in Leipzig geboren, gehörte Schuster den Jahrgängen an, die noch minderjährig am Ende des Zweiten Weltkrieges als Luftwaffenhelfer Dienst tun mussten. Er kehrte nach Kriegsende aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück und schloss seine schulische Ausbildung mit dem Abitur ab. Nach einem Volontariat im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig 1948 zog es ihn im Folgejahr nach Bonn, wo er ein Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie an der dortigen Universität begann. Durch Arbeiten im Parteiarchiv der SPD finanzierte Dieter Schuster seinen Lebensunterhalt. 1958 promovierte er mit einer Dissertation zum Thema „Das preußische Dreiklassenwahlrecht, der politische Streik und die deutsche Sozialdemokratie bis zum Jahr 1914“.
Als Bibliothekar und Archivar arbeitete er von 1960 bis 1964 im „Internationalen Institut für Sozialgeschichte“ (IISG) in Amsterdam, wo er dort befindliche zentrale Überlieferung der deutschen Arbeiterbewegung ordnete und verzeichnete. Ende 1964 holte ihn Werner Hansen als Mitarbeiter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) nach Düsseldorf. Er übernahm 1966 die Leitung von Archiv und Bibliothek, die er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1992 innehatte.
Zu nennen ist darüber hinaus die Tätigkeit Dieter Schusters in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Organisationen, die der Geschichte der Arbeiterbewegung verpflichtet sind. Hervorzuheben ist seine Verbundenheit mit der „International Association of Labour History Institutions“ (IALHI). Im Dezember 1970 gehörte er zu ihren Gründungsmitgliedern. Im Verlaufe seines Berufslebens besuchte Schuster deren Konferenzen und vertrat lange die deutschsprachigen Länder im Leitungsgremium der IALHI. Um seine Arbeit zu würdigen, wurde er nach Ende seines Berufslebens zum Honourary Member der IALHI ernannt.
Als „Hüter des Gedächtnisses der deutschen Gewerkschaftsbewegung“ verband Schuster in seinem publizistischen Arbeiten stets historische und archivarische Profession. Seine mit Franz Osterroth verfasste „Chronik der deutschen Sozialdemokratie“, die deren Geschichte von den Anfängen bis 1979 beschreibt, die online angebotene „Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918“ oder seine ebenfalls in mehreren Auflagen und in verschiedenen Sprachen erschienene Arbeit „Die deutsche Gewerkschaftsbewegung“ sind nur ausgewählte Beispiele dafür.
All dies wird ihn dem Archiv der sozialen Demokratie verbunden halten.
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