Erinnerungen an eine emanzipatorische Allianz. Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken (Band 5) (German)

Publication

Reihe

luxemburg beiträge

Autor*innen

Wolfgang Hien, Kolja Huth, Mario Keßler, Ansgar Martins, Holger Politt, Yuval Rubovitch, Jörn Schütrumpf, Reiner Tosstorff, Alexander Friedman, Lutz Brangsch, Bernd-Rainer Barth, Yves Müller, Florian Weis, Christoph Jünke, Magda Albrecht , Alexander Karschnia, Ingar Solty

Herausgeber*innen

Riccardo Altieri, Bernd Hüttner, Florian Weis

 

Link: https://www.rosalux.de/publikation/id/53564

 

«Die jüdische mit der allgemeinen proletarischen Bewegung zu vereinen» ist – in Anlehnung an einen programmatischen Artikel des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbundes (kurz: «Bund») aus den 1920er-Jahren – der Titel der luxemburg beiträge zu «Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken», die wir 2021 veröffentlichten, ohne zu wissen, dass daraus eine ganze Reihe mit vier weiteren Bänden entstehen würde. 

Der erste Band stellt politische Strömungen und Organisationen (den Linkszionismus und den «Bund»), das jüdisch-linke Wirken in einzelnen Ländern bzw. Regionen (Südafrika, Großbritannien und Frankfurt am Main) sowie Persönlichkeiten (Rosa Luxemburg, Jürgen Kuczynski, Jakob Moneta und Theodor Bergmann) vor. 

Der zweite Band aus dem Jahr 2022 ist mit einem Zitat aus einem Interview mit Gregor Gysi überschrieben: «Wenn du ausgegrenzt wirst, gehst du zu anderen Ausgegrenzten ».2 In den 17 Beiträgen werden vor allem jüdisch-sozialistische Persönlichkeiten porträtiert, darunter Luise Kautsky und Mathilde Jacob, die Bundisten Henryk Erlich und Wiktor Alter, der Schriftsteller Lew Kopelew und andere. Der Beitrag von Reiner Tosstorff ist darüber hinaus dem Jüdischen Antifaschistischen Komitee gewidmet.

2023 legten wir einen dritten Band mit dem Titel «Die Arbeiter*innenbewegung als Emanzipationsraum» vor, in dem Beiträge zu «Aschkenasim – Sephardim – Mizrachim », zum Osmanischen Reich und Griechenland, Marokko und Tunesien sowie Österreich bzw. Österreich-Ungarn enthalten sind.3 Weitere Texte widmen sich Jüdinnen und Juden in linken Hochschulgruppen in der Weimarer Republik, dem internationalen Trotzkismus sowie exemplarisch dem US-amerikanischen Politiker, Publizisten und (zeitweiligen) Trotzkisten Max Shachtman, dem Labour-Politiker Ian Mikardo, dem Schriftsteller Jean Améry und der Neuen Linken in Frankreich. 

Der 2024 veröffentlichte vierte Band «‹Zog nit keyn mol, as Du geyst dem letsten Veg. Mir zaynen do!›»4 wird von einem Interview mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Thüringen und jetzigen Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags, Bodo Ramelow, eröffnet und mit einem Gespräch mit der Wiener Sängerin und Aktivistin Isabel Frey beschlossen. Viele Beiträge thematisieren die Lebenswege von linken Jüdinnen und Juden, die – aus Haft, Untergrund und Emigration zurückgekehrt – die Sowjetische Besatzungszone bzw. die DDR wählten, weil sie dort auf einen konsequent antifaschistischen und sozialistischen Neuaufbau setzten. Weitere Beiträge widmen sich beispielsweise Moses Hess, Esther Bejarano und dem jüdischen Widerstand gegen die Nazis in Polen, dem heutigen Belarus und in Deutschland.

Nichtjüdische Juden: Themen und Personen des neuen Bandes

In jedem der bisherigen Bände unserer Reihe haben wir den einprägsamen Begriff des «nichtjüdischen Juden» von Isaac Deutscher zitiert und aufgegriffen – nur haben wir diesen wichtigen Trotzki-Biografen und frühen Stalin-Gegner bislang nicht vorgestellt. Diese Lücke schließen wir nun mit dem vorliegenden Band, in dem Reiner Tosstorff in einem Kurzporträt Isaac Deutscher vorstellt, der unser Verständnis der Geschichte des Kommunismus maßgeblich geprägt hat, wie Tosstorff hervorhebt.

Fast 50 Autor*innen und drei Gesprächspartner* innen haben insgesamt über 70 Beiträge zu unserer Reihe beigesteuert. Ihnen möchten wir an dieser Stelle einen herzlichen Dank aussprechen! Gleichermaßen möchten wir auch all denjenigen danken, die diese fünf Bände durch ihre Arbeit erst ermöglicht haben, sei es durch Anregungen und kritische Anmerkungen, sei es in der Transkription, dem Lektorat, dem Layout und schließlich der Verbreitung des Materials. 

Wir freuen uns über die Möglichkeit, einzelne Aspekte aus dieser Reihe mit Interessierten in öffentlichen Veranstaltungen zu erörtern, wie wir es in der Vergangenheit beispielsweise in Frankfurt am Main, Berlin, Erfurt und Zürich tun konnten und in vielen weiteren Orten in nächster Zeit mit unterschiedlichen Kooperationspartner* innen und wechselnden Referent* innen tun werden. Gern stehen wir für weitere Vorstellungen und Gespräche zur Verfügung.

Die Herausgeber

Riccardo Altieri ist Historiker und promovierte nach dem Studium der Geschichte und Germanistik 2021 an der Universität Potsdam zu «Rosi Wolfstein und Paul Frölich. Transnationale Linke des 20. Jahrhunderts». Altieri forscht auf den Gebieten unterfränkisches Judentum, historische Arbeiterbewegung und Klassismus. Er leitet das Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken in Würzburg. Zuletzt erschien «Johanna Stahl. Wirtschaftswissenschaftlerin – Politikerin – Frauenrechtlerin» (2022).

Bernd Hüttner ist Politikwissenschaftler und lebt in Bremen. Er ist Referent für Zeitgeschichte und Geschichtspolitik und Koordinator des Gesprächskreises «Geschichte» der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er ist unter anderem Mitglied des Vorstandes der German Labour History Association und der Redaktion von Arbeit – Bewegung – Geschichte. Zeitschrift für historische Studien. Zu seinen Interessensgebieten gehören emanzipatorische historische Bildung, Intersektionalität, Kunstgeschichte und neue soziale Bewegungen. Seine Webseite mit Publikationsverzeichnis ist unter www.bernd-huettner.de zu finden.

Florian Weis ist Historiker mit Schwerpunkten zur neueren und neuesten britischen und deutschen Geschichte (Promotion 1998 zu «‹And now – win the Peace›. Nachkriegsplanungen der Labour Party»). Er arbeitet seit 1999 in verschiedenen Funktionen in der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ist dort gegenwärtig Co-Leiter der Gesprächskreise «Antisemitismus/jüdisch-linke Geschichte und Gegenwart» sowie «Klassen und Sozialstruktur».

Posted