In Stalins Gefolgschaft

Review: Malycha on Hoppe (in German)

Hoppe, Bernd: In Stalins Gefolgschaft. Moskau und die KPD 1928-1933 (= Studien zur Zeitgeschichte). München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2007. ISBN 978-3-486-58255-0; 395 S.; EUR 54,80.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Andreas Malycha, Forschungsstelle Zeitgeschichte, Institut für Geschichte der Medizin an der Charité BerlinE-Mail: [mailto]andreas.malycha@charite.de[/mailto]

Die Literatur zur Geschichte des Kommunismus im 20. Jahrhundert ist inzwischen schwer überschaubar und wurde seit den 1990er-Jahren insbesondere vom Bild des Scheiterns einer von Anbeginn an verfehlten Idee geprägt. In der Analyse der Geschichte des deutschen Kommunismus dominierte bislang eine Sicht, in der sich die KPD im Verlauf der 1920er-Jahre zu einem gehorsamen Befehlsempfänger Moskaus wandelte, der peinlich darauf zu achten hatte, nicht vom Kurs der von Stalin beherrschten Kommunistischen Internationale (Komintern) abzuweichen. Es ginge jedoch an der historischen Realität vorbei, wenn man annehmen würde, eine Massenpartei wie die KPD könnte unter den Bedingungen der Weimarer Republik, einer parlamentarischen Demokratie, total fremdgesteuert worden sein.

Bert Hoppe zeigt nun auf der Grundlage von jetzt zugänglichen Dokumenten aus den Parteiarchiven in Moskau und Berlin, dass die Beziehungen zwischen der KPD, der sowjetischen Parteiführung und der Komintern sehr viel widersprüchlicher und komplexer waren, als dies das eindimensionale Bild vom Befehlsempfänger Moskaus suggeriert. Um das bislang gängige Muster von Befehl und Gehorsam zu hinterfragen, nimmt Hoppe den politischen Alltag in den Beziehungen zwischen deutschen und sowjetischen Kommunisten in den Blick und analysiert, wie die Funktionäre das politische Geschehen wahrnahmen und welche Handlungsstrategien sie daraus entwickelten. Damit wird ein Ansatz gewählt, der das Selbstverständnis, die Vorstellungswelten und die Mentalität deutscher und sowjetischer Kommunisten in die Analyse mit einbezieht und damit auch die Ambivalenzen im Verhältnis zwischen der sowjetischen Führung und der KPD erfassen kann.
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