Das Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum plant, vom 2.-4. April 2009 eine wissenschaftliche Tagung zum Thema "Theoretische Ansätze und Konzepte der Sozialen Bewegungs-Forschung in den Geschichtswissenschaften" auszurichten. Übergeordnetes Ziel der Tagung ist es, Stand und Perspektiven der historischen Bewegungsforschung mit Blick auf theoretische und konzeptionelle Perspektiven zu diskutieren. Zu diesem Zweck sollen gängige Theoreme der Bewegungsforschung einer näheren Betrachtung unterzogen werden sowie sozialwissenschaftliche Ansätze auf historische Fragestellungen und Quellen "projiziert" und im Hinblick auf ihre analytische Tragweite analysiert werden.
Die wichtigsten Theoreme, über die auf der Tagung hinsichtlich ihrer historischen Tragfähigkeit diskutiert werden soll, sind:
- der Structural Strains-Ansatz, der die Entstehung sozialer Bewegungen auf - äußere - sozialstrukturelle und gesellschaftliche Wandlungsprozesse und Umbruchssituationen zurückführt,
- das Konzept der kollektiven Identität, welches einen inneren Zusammenhalt der Gemeinschaft und eine Abgrenzung nach außen als zentral für die Mobilisierung sozialer Bewegungen ansieht,
- der Framing-Ansatz, der beschreibt, wie Deutungsrahmen von Bewegungen hinsichtlich Protestanlass, -ziel und Adressaten konstruiert werden,
- der Ansatz der politischen Gelegenheitsstrukturen, welcher das Auftreten und die Formen von Protest vor dem Hintergrund der jeweiligen politischen Gegebenheiten erklärt, und
- der Ansatz der Ressourcenmobilisierung, der sich auf die mobilisierbaren materiellen, ideellen und personellen Ressourcen konzentriert.
- Des Weiteren soll die Tragfähigkeit einer Typologie von Handlungs- und Aktionsformen sowie Kampagnenformen erörtert werden.
- Auch die Relevanz von organisationssoziologischen Überlegungen, vor allem im Hinblick auf die Frage der Institutionalisierung von sozialen Bewegungen und ihrer Dauerhaftigkeit ist angesichts des Spannungsfeldes von festen und fluiden Organisationselementen von Relevanz.
- Schließlich geht es darum, den Nutzen von systemtheoretischen Ansätzen für die Bewegungsforschung auszuloten.
Es ist geplant, dass die hier skizzierten Theoreme jeweils mit Hilfe einer empirischen Fallstudie zu einer Bewegung erprobt und hinsichtlich ihrer Einsetzbarkeit in der historischen Forschung diskutiert werden.Zur Auswahl stehen etwa Arbeiterbewegungen, Anti-Sklavereibewegungen,Prohibitions- und Lebensreformbewegungen, Menschenrechtsbewegungen,Dekolonisations- und Eine-Welt Bewegungen, Frauen-, Umwelt- und Friedensbewegungen, die Anti-AKW-Bewegungen, Schwulen- und Lesbenbewegungen, Anti-Globalisierungsbewegungen, Hausbesetzer und Autonome, die "1848er" und die "1968er", die DDR-Bürgerrechtsbewegungen, totalitäre, faschistische und rechtsradikale Bewegungen sowie religiöse Bewegungen.
Die Tagung beabsichtigt [...]
[url]http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=9536[/url]