Arbeit, Gewalt und Zwang. Industriekultur und Verantwortung (German)

Event, deadline 7 November 2025
Halle (Saale)/Germany
 
Organiser: John Palatini/Ortrun Vödisch (Landesheimatbund Sachsen-Anhalt), Jan Kellershohn/Justus Vesting (Institut für Landesgeschichte, LDA-Sachsen-Anhalt)
Location: Salinemuseum, Mansfelder Straße 52
Funded by: Land Sachsen-Anhalt
Postcode: 06108
City: Halle (Saale)
Country: Germany
Takes place: In atendance
Dates: 20.11.2025 - 21.11.2025
Deadline: 07.11.2025
 

Die Tagung stellt Fragen nach den verschiedenen Formen von Gewalt und Zwang seit dem Ersten Weltkrieg bis heute und damit einhergehend nach Formen der öffentlichen Erinnerung und Verantwortung. Wie können diese negativen Folgen und Voraussetzungen von industrieller Entwicklung in ein Narrativ von Industriekultur in Sachsen-Anhalt eingebettet werden?

 

Arbeit, Gewalt und Zwang. Industriekultur und Verantwortung

Industriekultur wird häufig von einer Fortschrittsgeschichtsschreibung begleitet. Tatsächlich existieren zahlreiche Verbindungen zwischen industrieller Entwicklung und Gewaltstrukturen, wie Zwangsarbeit oder prekären Arbeitsbedingungen. Auch die Rüstungsindustrie als eine auf Zerstörung gerichtete Produktion spielt in industriekulturellen Großerzählungen nur selten eine Rolle. Dies gilt insbesondere für das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt dessen industrielle Entwicklung wie die kaum einer anderen Wirtschaftsregion Europas mit den Gewaltverbrechen des 20. Jahrhunderts verbunden ist. Die Tagung stellt Fragen nach den verschiedenen Formen von Gewalt und Zwang seit dem Ersten Weltkrieg bis heute und damit einhergehend nach Formen der öffentlichen Erinnerung und Verantwortung von Institutionen. Wie können diese negativen Folgen und Voraussetzungen von industrieller Entwicklung in ein Narrativ von Industriekultur in Sachsen-Anhalt eingebettet werden?

Die Tagung wird initiiert vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. und dem Institut für Landesgeschichte am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Kooperation mit dem Netzwerk Industriekultur, dem Museumsverband Sachsen-Anhalt, der Landeszentrale für politische Bildung, dem Salinemuseum Halle (Saale) und dem Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Dikatur.

Anmeldung über: https://t1p.de/Anmeldung_ik2025

Programm

Donnerstag, 20.11.2025

09:30 Uhr:
Begrüßung
Jan Kellershohn (Halle): Einführung

10:00 Uhr:
Panel I: Arbeits- und Gewaltverhältnisse bis 1933
Moderation: Jan Kellershohn (Halle)

Jan zum Mallen (Bochum): Freie Arbeit? Bedeutung und Wandel der Vertragsbruchkriminalisierung in der Zuckerrübenproduktion (1880-1914)

John Palatini (Halle): Die Kriegsgefangenen und der Aufbau der Mitteldeutschen Industrie im Ersten Weltkrieg

11:30 Uhr: Mittagessen

12:30 Uhr
Panel II: Rüstungsproduktion und Untertageverlagerungen
Moderation: Justus Vesting (Halle)

Joachim Grossert (Bernburg): Leau – ein Außenlager des KZ Buchenwald

Andreas Froese (Nordhausen): Zwangsarbeit unter und über Tage: Das KZ Mittelbau-Dora (1943-1945)

Gero Fedtke (Langenstein-Zwieberge): Sklavenarbeit und Spitzentechnologie. Zum Untertageverlagerungsvorhaben B2 (Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge)

Martin Schneider (Halle): Militärische Infrastruktur in Sachsen-Anhalt vor und während des Zweiten Weltkriegs und deren denkmalpflegerische Aufarbeitung – Analysiert an zwei Beispielen

15:00 Uhr: Pause

15:30 Uhr:
Panel III: Dimensionen der Verantwortung
Moderation: Ortrun Vödisch (Halle)

Kathrin Misterek (Halle): Materielle Spuren der Gewalt: Archäologie der NS-Zwangsarbeit am Beispiel des Flughafens Tempelhof, Berlin

Anne Heinlein (Potsdam): Industriekultur und Erinnerung. Künstlerische Auseinandersetzungen mit Orten von Macht, Militär und Zwang in der ehemaligen DDR

Christina May (Halle): Wie angemessen ist eine Erinnerungskultur für industriell gehaltene und getötete Tiere?

Daniel Pöhl (Halle): Halloren am Kamerunberg. Koloniale Verstrickungen der Schokoladenfabrik Friedrich David & Söhne mit dem Kakaoanbau in der Kolonie „Deutsch-Kamerun“

17:30 Uhr: Pause

18:00 Uhr
Podiumsdiskussion: Arbeit, Gewalt, Zwang. Wie erinnern wir die Schattenseiten der Industriegeschichte?

Ingo Beljan, Felix Bachmann (Salinemuseum Halle)
Sven Sachenbacher (Fachdienstleiter Kultur, Kreismuseum Bitterfeld)
Thies Schröder (Vorstandsmitglied Bundesverband Industriekultur/Ferropolis)
Elisabeth Rüber-Schütte (Landeskonservatorin/Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt)
Daniel Logemann (Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, Weimar)

19:30 Uhr: Abendessen

Freitag, 21.11.2025

8:30 Uhr:
Panel IV: Regionale und betriebliche Perspektiven auf Zwangsarbeit
Moderation: Stephanie Eifert (Merseburg)

Johanna Hohaus (Halle): Zwangsarbeit im Raum Wittenberg – Aufarbeitung und Erinnerung

Katharina Krüger (Halle): Die Mansfeld AG im Zweiten Weltkrieg

Arndt Macheledt (Heringen): NS-Zwangsarbeit im deutschen Kalibergbau unter besonderer Berücksichtigung des Werra-Kalireviers

10:15 Uhr: Pause

10:30 Uhr: Panel V – Parallelsektionen
Panel Va: Im System der Zwangsarbeit
Moderation: John Palatini (Halle)

Daniel Bohse (Magdeburg): Zwangsarbeit von Justizgefangenen während des Zweiten Weltkrieges im Gebiet von Sachsen-Anhalt

Johanna M. Vojcsik (Freiburg/Pécs): Zwangsarbeit von ungarischen Jüdinnen für die Rüstungsindustrie

Frank W. Ermer (Havelberg): Das Außenlager Glöwen des KZ Sachsenhausen und die Verstrickungen mit der Rüstungsindustrie 1933–1945

Panel Vb: Zwangsarbeit und Unternehmensgeschichte
Moderation: Roland Wiermann (Bernburg)

Christian Marlow (Magdeburg): Polte-Patronen, Panzer IV, Junkersflieger und T 55 – Waffen- und Rüstungsbetriebe in und um Magdeburg 1914-1989

Antonia Beran (Genthin): „Dienstverpflichtet im Reich“ – Frauenschicksale in der Rüstungsindustrie und Perspektiven der Erinnerungskultur am Beispiel der Silva GmbH (Genthin-Wald)

Katharina Hindelang (Halle): Formen der Zwangsarbeit um das Silva-Metallwerk in Genthin. Eine Spurensuche

12:15 Uhr: Mittagessen

13:00 Uhr
Panel VI: Strafgefangenenarbeit in der DDR
Moderation: Johannes Beleites (Magdeburg)

Christian Sachse (Berlin): Strafgefangene in der Industrie der Bezirke Halle und Magdeburg

Justus Vesting (Halle): Strafgefangene und Bausoldaten im Chemiedreieck

14:00 Pause

14:15 Panel VII: Arbeit und Gewalt in der DDR
Moderation: Daniel Bohse (Magdeburg)

Josepha Kirchner (Gräfenhainichen): Arbeitsbedingungen von Vertragsarbeitenden im Bezirk Halle zwischen 1970–1990

Anna Horstmann (Bielefeld): Zwischen Bevormundung und Gefährdung. Arbeitsschutz im Mitteldeutschen Chemiedreieck

Björn Schmalz (Merseburg): Vom Hörschaden über den Gelenkverschleiß bis zur Infektionskrankheit. Rechtliche Grundlagen, archivalische Überlieferung und (Un)Benutzbarkeit von Unterlagen über Berufskrankheiten im DDR-Bezirk Halle

15:45 Uhr: Abschlussdiskussion
Moderation: Jan Kellershohn (Halle)

Kontakt

Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V.
Magdeburger Straße 21 06112 Halle (Saale)
Tel.: 0345 135 016 48
E-Mail: info@lhbsa.de

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