Ertz, Simon: Zwangsarbeit im stalinistischen Lagersystem. Eine Untersuchung der Methoden, Strategien und Ziele ihrer Ausnutzung am Beispiel Norilsk, 1935-1953 (= Zeitgeschichtliche Forschungen 31).Berlin: Duncker & Humblot 2006. ISBN 3-428-11863-4; brosch.; 273 S.; EUR 48,00.
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Klaus Gestwa, Eberhard Karls Universität Tübingen
E-Mail: [mailto]klaus.gestwa@uni-tuebingen.de[/mailto]
Ein Synonym für den Umgang totalitärer Regime mit der von ihr beherrschten Gesellschaft ist der stalinistische GULag. Zu Beginn der 1990er-Jahre bot die Öffnung der russischen Archive die einzigartige Chance, das bis dahin weithin verborgene Universum des sowjetischen Straflagersystems zu erforschen. Fern unseriöser, politisch motivierter Dramatisierungen haben Studien bekannter russischer und westlicher Historiker (Galina Ivanova, Oleg Chlevnjuk, Anne Applebaum) mittlerweile wichtige Kausalzusammenhänge, Funktionsmechanismen und Alltagsstrukturen aufgedeckt.
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Werth, Nicolas: Die Insel der Kannibalen. Stalins vergessener Gulag [übers. aus dem Französischen]. München: Siedler Verlag 2006. ISBN 3-886-80853-X; geb.; 221 S.; EUR 19,95.
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Klaus Gestwa, Eberhard Karls Universität Tübingen
E-Mail: [mailto]klaus.gestwa@uni-tuebingen.de[/mailto]
Mit seinem neuen Buch "Insel der Kannibalen" hat der renommierte französische Historiker Nicolas Werth eine viel beachtete Fallstudie zur Geschichte der Deportationen und Lager in der Sowjetunion vorgelegt.Mit Hilfe der Tomsker Filiale von Memorial und Sergei Krasilnikow, einem führenden Historiker in Nowosibirsk, hat er zahlreiche Dokumente - unter anderem aus dem Zentralarchiv des FSB - über eine besonders grauenvolle Episode des stalinistischen Terrors zusammengetragen. In seinem neuesten, mittlerweile in mehrere Sprachen übersetzten Buch erzählt er die Vorkommisse auf der neunhundert Kilometer nordwestlich von Tomsk mitten im Fluss Ob gelegenen Insel Nasino.
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Fomin, Valerij I. (Hrsg.): Kino na vojne. Moskau: Materik 2005. ISBN 5-85646-137-1; 941 S..
Anderson, K. M.; Maksimenkow, L. W.; Koschelewa, L. P.; Rogowaja, L. A.(Hrsg.): Kremljowski kinoteatr 1928-1953. Moskau: Rosspen 2005. ISBN 5-8243-0532-3; 111 S..
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Guenter Agde, Berlin
E-Mail: [url]Guenteragde@aol.com[/url]
Die beiden hier annoncierten Bände bieten insgesamt 770 Dokumente, die für die Geschichtsschreibung der sowjetischen Kinematografie von außerordentlichem Wert sind. Sie stellen eine enorme Publikationsleistung dar, die auch für außer-russische Interessenten von erheblichem Belang ist. Beide Quellenpublikationen verdanken sich im Grunde dem 2005 verstorbenen Moskauer Politiker Alexander Jakowlew, der die "Kommission zur Rehabilitierung der Opfer aus der Stalinzeit" leitete. [1] In dieser Funktion hat er eine historisch außerordentlich wertvolle Publikationsstrategie initiiert und maßgeblich gestützt: Aus den Moskauer Archiven (insbesondere aus dem ehemaligen KPdSU- Archiv) sind unter seiner Ägide jeweils umfängliche Sammelbände mit bislang geheimen Dokumenten zu vielerlei politischen Feldern veröffentlicht worden. Zur Qualität dieser Publikationen gehören nüchterne Kommentierung, ordentliche Register und wissenschaftlich fundierte Anmerkungen, Nachweise und Personalia. All dies trifft auch auf die beiden vorliegenden Bände zu.
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[url]http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2007-4-174[/url]