Rüthers, Monica: Moskau bauen von Lenin bis Chruscev. Öffentliche Räume zwischen Utopie, Terror und Alltag. Wien: Böhlau Verlag/Wien 2007. ISBN 978-3-205-77490-6; brosch.; 363 S.; EUR 35,00.
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Oksana Bulgakowa, Berlin
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Der Titel des Buches spielt mit Karl Schlögels "Moskau lesen" (1984). Dessen Art, Spuren in der Stadttopographie zu deuten, inspirierte Monika Rüthers Hermeneutik einer sozialen Topographie. Die von ihr ausgesuchten öffentlichen Räume Moskaus sind Schauplätze der sozialistischen Moderne: Flaniermeile, Verkehrsknotenpunkt, Schwarzmarkt, eine traditionelle (Arbat) und eine neue Wohngegend (Tscheremuschki).[1]
Rüthers situiert ihre Arbeit an der Kreuzung von Raumsoziologie und Visual Culture Studies. Das reich illustrierte und schön gestaltete Buch wurde 2006 als Habilitationsschrift an der Universität Basel angenommen, und das erste Kapitel trägt noch die Spuren des akademischen Ursprungs dieses Vorhabens - die Einführung in existierende und von der Autorin nur teilweise aktivierte Analysemodelle. An die Herkunft des Buches erinnert auch die unvermeidliche akademische Fußnotenkultur: Um zu belegen, dass im Englischen Club nach 1917 ein Revolutionsmuseum untergebracht wurde, bedarf es eines Verweises auf Karl Schlögel; für die Richtigkeit der Angaben darüber, wer im Gebäude des Mossowet vor 1917 residiert hatte, muss Timothy Colton geradestehen. Diese Spuren verschwinden in den darauf folgenden essayistischen Kapiteln, in denen wiederum der Hang zur metaphorischen Einprägsamkeit mitunter im Widerspruch zu historischen Realitäten steht.
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