1968. Die Revolte

Review: Holmig on Cohn-Bendit, ed. (in German)

Cohn-Bendit, Daniel; Dammann, Rüdiger (Hrsg.): 1968. Die Revolte. Frankfurt am Main: S. Fischer 2007. ISBN 978-3-10-010230-0; kart.; 255 S.; EUR 14,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Alexander Holmig, Brandenburg an der Havel
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Alle Jahre wieder. Pünktlich zum vierzigsten Jahrestag des globalen Großereignisses Jugend- und Studentenbewegung gilt es, sich rechtzeitig einen Platz im zu erwartenden Veröffentlichungsreigen zu erkämpfen.Davon zeugt die Flut, der in den vorangegangenen Dekaden besonders an den jeweiligen "Dienstjubiläen einer Revolte" veröffentlichten Bücher, deren Gros der Ereignis- und Erinnerungsliteratur zuzurechnen und oft bis hinein in wissenschaftliche Auseinandersetzungen durch die Autorschaft ehemaliger Protest-Akteure dominiert war.[1] Mit der vor mehr als zehn Jahren einsetzenden Historisierung von "1968" hat die Thematik inzwischen ihren festen Platz innerhalb eines zeitgeschichtlichen Forschungsgebiets gefunden, das die 1960er-Jahre global als eine Periode historischen und sozialen Wandels begreift. Dabei verlagert sich die Forschung tendenziell von einer Geschichte der Ereignisse hin zu einer Geschichte ihrer Repräsentationen und lässt den seinerzeit neu entstandenen Ausdrucksformen und alternativen Symbolsystemen mit langfristiger Breitenwirkung (Stichwort: "Pop") besondere Aufmerksamkeit zuteil werden.[2]

Der vorliegende Sammelband vereint (wieder einmal) überwiegend Beiträge von Autorinnen und Autoren, die im Rückblick auf die von ihnen mitbestimmten Ereignisse in "teils persönlichen, teils erläuternden Geschichten" (Vorwort der Herausgeber, S. 18) die wichtigsten Felder der Revolte abschreiten. Dabei war den Herausgebern unter Federführung von Revolutions-Grandseigneur Daniel Cohn-Bendit - einem der führenden Köpfe der Pariser Mai-Unruhen 1968 und der Frankfurter Sponti-Szene der 1970er-Jahre, heute in der Grünen-Fraktion des Europäischen Parlaments tätig - mit Art und Zeitpunkt der Veröffentlichung wohl in erster Linie daran gelegen, im "weiterhin tobenden Deutungskampf um 68" (S. 17), den Vertretern des in Mode gekommenen "68er-bashings" und der konservativen Kritik nicht kampflos das publizistische Feld zu überlassen.[3] Der aufmerksame Leser gewinnt den Eindruck, als hätten sich hier die verschiedenen Redakteure des "Pflasterstrand", eine von Cohn-Bendit zwischen 1976 und 1990 herausgegebene Zeitschrift für die undogmatische Linke, zu einer jahrestagsbedingten Sonderausgabe zusammengefunden.

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