Demonizing the Bolshevik Opposition

Review: Herzberg on Halfin (in German)

Halfin, Igal: Intimate Enemies. Demonizing the Bolshevik Opposition, 1918-1928 (= Pitt Series in Russian and East European Studies).
Pittsburgh: University of Pittsburgh Press 2007. ISBN 978-0-822-95952-6; brosch.; 432 S.; EUR 20,99.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Julia Herzberg, Universität Bielefeld
E-Mail: [mailto]netslov@web.de[/mailto]

Igal Halfin, einer der frühesten Verfechter des linguistic turn in der Osteuropäischen Geschichte und nun Professor in Tel Aviv, hat seine dritte Monografie vorgelegt. Sowohl in der Auswahl der Quellen und Methode, der Fragestellung und des Zeitraums als auch mit seinen Thesen schließt er eng an seine vorangegangenen Studien an.[1] Wie in seinen vorherigen Büchern treibt ihn die Frage an, was die Großen Säuberungen möglich machte, die nicht nur die Feinde der neuen Ordnung verschluckten, sondern denen auch ausgewiesene Kommunisten zum Opfer fielen. Ein großes Gewicht bei ihrer Beantwortung misst er den Rhetoriken und Semantiken bei, die in Bezug auf die innerparteiliche Opposition erklangen. Im Laufe der 1920er-Jahre wurden die semantischen Netze, die zwischen Innen und Außen, Freund und Feind, schieden, immer engmaschiger. Galt in den frühen 1920er-Jahren eine abweichende Gesinnung als Krankheit, deren Ursachen autobiografisch und mit Hilfe einer aufwendigen "Seelenhermeneutik" nachgespürt wurde, wandelte sie sich in den 1930er-Jahren zum dämonischen Verbrechen.

Eindrucksvoll eröffnet Halfin sein Buch mit einer Schilderung des Gerichtsverfahrens gegen Roman Malinowski im Jahre 1918. Dieser war durch seine doppelgesichtige Mitarbeit in der zarischen Geheimpolizei wie auch in der vor der Revolution noch im Untergrund agierenden bolschewistischen Partei zum Inbegriff des "intimen Feindes" geworden.
Ihm gelang es vor Gericht nicht, sein Leben als den Irrweg eines Kranken zu zeichnen. Als unheilbar deklariert konnte Malinowski nicht auf Vergebung hoffen. Das Verfahren gegen ihn, das mit seiner Hinrichtung endete, nahm die Entwicklung des Umgangs mit der innerparteilichen Opposition in den späten 1920er-Jahren bis zum Finale der Großen Säuberungen vorweg. Spätestens mit der Verabschiedung der "Stalin-Verfassung" von 1936 standen Judas, der Verräter Malinowski und Leo Trotzki auf gleicher Stufe. Sie hatten nicht einfach nur gefehlt, sondern waren böse bis in die letzte Faser ihres Körpers hinein. Ihre Namen waren austauschbar. Sie standen für hinterlistigen Verrat.
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