Koller, Christian: Streikkultur. Performanzen und Diskurse des Arbeitskampfes im schweizerisch-österreichischen Vergleich (1860-1950). Münster: LIT Verlag 2009. ISBN 978-3-643-50007-6; 672 S.; EUR 59,90.
Rezensiert für Clio-online und H-Soz-u-Kult von:Knud Andresen, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)E-Mail: [mailto]andresen@zeitgeschichte-hamburg.de[/mailto]
Dass Kulturgeschichte eine produktive Verbindung mit Strukturgeschichte eingehen kann, zeigt der Band von Christian Koller über Streiks in Österreich und der Schweiz zwischen 1860 und 1950. Bisher galt die Streikforschung eher als eine Hochburg der Statistik, in der insbesondere Ausfalltage und Teilnehmer ausgezählt wurden. Neuere, kulturgeschichtlich geprägte Untersuchungen liegen zu diesem Feld bisher kaum vor.[1]
Koller nimmt sich mit dem Buch dann auch viel vor. Er möchte eine "Kulturgeschichte des Sozialen" entwickeln, in der die unterschiedlichen 'Turns' der Geschichtswissenschaft verarbeitet sind. Streiks gelten ihm dabei als aussagekräftige Ausschnitte gesellschaftlicher Prozesse. Dafür hat Koller je 11 Streiks in Österreich (bis 1918 untersucht er Streiks im Gebiet Cisleithanien) und der Schweiz ausgewählt, zeitlich verteilt und von einer hohen "Handlungs- und Diskursintensität" geprägt, die er in einer "dichten Beschreibung" auf vier Ebenen analysiert: die institutionellen Rahmenbedingungen, Akteurs-, Handlungs- und Diskursebene.