Die Ökonomie sozialer Beziehungen - Ressourcenbewirtschaftung als Geben, Nehmen, Investieren, Verschwenden, Haushalten, Horten, Vererben, Schulden
Berlin 09.09.2010-10.09.2010, FU-Berlin, Friedrich Meinecke-Institut, Koserstr. 20, Raum A 163
Die Überlieferung birgt unzählige Hinweise auf die eminente Bedeutung vielfältiger Ressourcen für alle sozialen Konstellationen. Der Workshop fragt nach dem Zusammenwirken und gegenseitigen Durchdringen von sozialen Beziehungen einerseits, der real-sachlichen Dimension des Daseins andererseits. Materielle und immaterielle Güter sowie die Konvertierung unterschiedlicher Kapitalsorten waren Gegenstand sozialer Transfertechniken. Das Konzept "Gemeinbesitz" war im Licht des "gemeinen Nutzens" äusserst bedeutsam. Soziale Beziehungen nährten sich von Ressourcen oder bezweckten deren interaktive Mehrung. Insofern müssen Mikro- und Alltagsökonomie auf der Folie menschlicher Bindungen und Abhängigkeiten gesehen werden - und umgekehrt.
Sozial- und kulturwissenschaftliche Konzepte reduzieren die dingliche Dimension des Sozialen auf Chiffren wie "Gabe", "Gabentausch" oder "Reziprozität" und unterstellen, dass Menschen fallweise utilitaristisch oder altruistisch handeln. Alternative Strategien wie das gemeinsame Verwalten oder Mehren bzw. die Teilhabe an nicht auf Individuen bezogenen Ressourcenpools oder -kreisläufen gehorchen indes anderen Logiken. Zur Diskussion stehen Verhaltensmodi in pluralen Transferkonstellationen, die sich dem Einmaleins eines dyadischen Gabentauschs entziehen und als Ausdruck impliziter Regeln bzw. wechselseitiger Verpflichtungen beschreiben und verstehen lassen. In Verbindung von Sozial-, Politik-, Wirtschafts- und Kunstgeschichte sowie historischer Anthropologie macht ein vielschichtiges Ressourcenkonzept den gegenständlichen Generalbass sozialer Beziehungen und kollektiver Logiken im Rauschen der historischen Quellen hörbar.