Sozialistische Sechziger. Transnationale Perspektiven auf die Sowjetunion und Jugoslawien in ihrem 'goldenen Zeitalter'

Call for Papers - Hamburg 02/13

CFP: Sozialistische Sechziger. Transnationale Perspektiven auf die Sowjetunion und Jugoslawien in ihrem 'goldenen Zeitalter' - Hamburg 02/13
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Nathalie Keigel, Fachbereich Geschichte, Universität Hamburg; Moritz Florin, Fachbereich Geschichte, Universität Hamburg 07.02.2013-09.02.2013, Hamburg
Deadline: 30.07.2012

Waren die 1960er Jahre global eine Zeit des kulturellen und sozialen Umbruchs, der Jugendkultur, des Wertewandels, einer Ausdifferenzierung der Lebensstile, erweiterter medialer Möglichkeiten und der Protestkultur, so markierten sie auch in der Sowjetunion und im sozialistischen Jugoslawien eine Zeit maßgeblichen gesellschaftlichen und kulturellen Wandels. In Anlehnung und Abgrenzung zum kapitalistischen Westen eröffneten sich auch den Bürgern sozialistischer Staaten in den Bereichen Konsum und Lebensstil Felder, die bis dahin oft unter dem Verdacht westlich-kapitalistischer Dekadenz gestanden hatten.
Im Zuge des "Tauwetters" kam es im Bereich der Kultur zu einer Erweiterung von Gestaltungsfreiräumen, innerhalb derer sich Möglichkeiten einer kritischen Auseinandersetzung mit den bestehenden Verhältnissen boten. Jugoslawien und die Sowjetunion unterschieden sich dabei hinsichtlich ihrer ideologischen Umsetzungen und in ihrer internationalen Positionierung. Das wirkte sich auch auf die jeweiligen Aneignungsstrategien und Abgrenzungsmomente aus. Neben offenkundigen Divergenzen lassen sich aber auch parallele Erscheinungen verzeichnen.

Worin bestand das Besondere an den "langen 1960er Jahren" (ca. 1956 - ca. 1971) in Jugoslawien und der Sowjetunion? Welche Veränderungen lassen sich in den Bereichen der bildenden Kunst, Fotografie, Literatur, Musik, Film, Mode, Architektur, Design, der "Massenkultur" beschreiben?
In welchem Verhältnis standen dabei nationale, internationalistische, universelle, westliche oder östliche Identifikationsmuster zueinander?
Inwiefern gab es Verbindungen, wo lagen die Differenzen und wie lassen sich diese begründen? Wie wurden die 1960er Jahre zu unterschiedlichen Zeiten wahrgenommen?

Nach einer langen Phase ausgiebiger Beschäftigung mit der Revolution und dem Stalinismus erlebt die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem sowjetischen Nachkriegssozialismus seit einigen Jahren eine Konjunktur.
Gerade kulturgeschichtliche Arbeiten haben entscheidende Impulse geliefert. Diese Sichtweise ermöglicht eine Verschiebung von einer isolierenden West-Ost-Perspektive hin zur Betonung von Perzeption, Austausch und Transfer. In der Beschäftigung mit Jugoslawien wurden in den letzten Jahren ebenfalls neue, kulturgeschichtlich informierte Forschungsperspektiven und Fragestellungen entwickelt, nachdem der Fokus lange auf der Ergründung der Konflikte der 1990er Jahre lag.

Für den Ablauf der Konferenz ist vorgesehen, die Themen und mit ihnen verbundene Fragen auf verschiedenen Ebenen zu diskutieren:

1. Wandel zur "Massenkultur"? Beschreibung und Auswirkungen:
Neubewertung sozialistischer Werte von Intellektuellen und Kulturschaffenden, Urbanisierungs- und Bildungsrevolution, Wohlstand und Konsum

2. Protestkultur(en): Möglichkeiten und Reichweite subversiver Nutzung der neuen alltagsgeschichtlichen und kulturellen Gestaltungsfreiräume

3. Klischees der Forschung: Diskussion und Möglichkeiten einer Durchbrechung

4. Nostalgie: Rückprojektionen, Wahrnehmung der 1960er Jahre zu unterschiedlichen Zeiten, Parallelen zum "Westen", Besonderheit der 1960er Jahre als historische Epoche

Auf der Konferenz möchten wir Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen, sowie ausgewählte Keynote-Speaker/innen und Kommentatoren/innen zusammenbringen, die sich in ihren Projekten mit der Sowjetunion und/oder Jugoslawien beschäftigen, um vor dem Hintergrund der skizzierten Fragestellung eine transnationale Perspektive zu eröffnen und eine vergleichende Diskussion anregen zu können.

Die von der Körber-Stiftung geförderte Konferenz findet vom 7. - 9. Februar 2013 an der Universität Hamburg statt. Für einen Teil der Vortragenden können wir die Reisekosten übernehmen. Geplant sind Beiträge mit einer Länge von 30 Minuten, basierend auf einem Paper von einem Umfang von circa 5000 Wörtern (Abgabe bis Anfang Januar 2013).
Interessierte sind herzlich dazu eingeladen, ihre Abstracts (1-2 Seiten) und einen kurzen Lebenslauf bis zum 30. Juli 2012 zu schicken an:
moritz.florin [a] uni-hamburg.de, nathalie.keigel [a] uni-hamburg.de.

Für Nachfragen und weitere Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.

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Moritz Florin
Universität Hamburg
Fachbereich Geschichte
Von-Melle-Park 6
20146 Hamburg
moritz.florin [a] uni-hamburg.de