Martin Thomas: Violence and Colonial Order. Police, Workers and Protest in the European Colonial Empires, 1918-1940

Book review, H-Soz-u-Kult

Thomas, Martin: Violence and Colonial Order. Police, Workers and Protest in the European Colonial Empires, 1918-1940 (= Critical Perspectives on Empire). Cambridge: Cambridge University Press 2012. ISBN 978-0-521-76841-2; 536 S.; EUR 89,83.

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult von:

Moritz Feichtinger, Universität Bern
E-Mail: <moritz.feichtinger@hist.unibe.ch>

"It's the economy, stupid", so hätte der Untertitel von Martin Thomas'
neuer Studie ebenfalls lauten können. Weitaus höflicher im Tonfall, mit überzeugenden Argumenten und auf sehr breiter empirischer Basis stellt Thomas darin nämlich die Interpretation kolonialer Herrschaft zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg vom Kopf auf die Füße. Ohne die Errungenschaften kulturwissenschaftlicher und postkolonialer Zugänge in Zweifel zu ziehen, weist er dennoch auf die Wichtigkeit des Unterbaus, der politischen Ökonomie hin: Kolonialherrschaft zielte in erster Linie auf die Organisation wirtschaftlicher Ausbeutung ab; anti-kolonialer Widerstand und seine Repression lassen sich auf die Ordnung des Ausbeutungssystems zurückführen.

An vorderster Front dieses Systems steht für Thomas die koloniale Polizei, deren Zusammensetzung, Einsatzformen und Selbstverständnis er in verschiedenen imperialen Formationen untersucht. Für das französische Kolonialreich analysiert er den Maghreb und Vietnam, für das britische Empire Malaya, Jamaica, Trinidad, Sierra Leone und Nigeria und schließlich noch den belgisch beherrschten Kongo.

Trotz der sehr unterschiedlichen Kontexte kann Thomas ein überall mehr oder weniger ausgeprägtes Muster erkennen: Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs führten eine erdrückende Marktpräsenz von Unternehmen in europäischem Besitz im Zusammenspiel mit der Einführung neuer Formen von Lohnarbeit und zusätzlicher Besteuerung zu spontanen Protesten, Streiks und Arbeitsniederlegungen. Die jeweiligen kolonialen Polizeiapparate waren unterbesetzt und wegen ihrer meist multi-ethnischen Zusammensetzung mit stetem Misstrauen der Autoritäten konfrontiert. Als Resultat lassen sich in allen untersuchten Fällen Polizeireformen feststellen, die zu einer stärker paramilitärischen Ausrichtung der Polizeikräfte führte, deren Hautaufgabe in der Sicherung von Produktionsabläufen und der Einhegung von Demonstrationen gesehen wurde (S. 300).

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