Drecksarbeit. Materialitäten, Semantiken und Praktiken seit dem 19. Jahrhundert (German)

Announcement

Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund, 13-15 November 2024

Soziale Hierarchien, gesellschaftliches Ansehen und kulturelles Kapital werden nicht zuletzt über Arbeit bzw. berufliche Tätigkeiten verhandelt. Sie werden symbolisch hervorgehoben durch Codes wie die Farbe des Hemdkragens oder semantische Chiffren wie „Drecksarbeit“.
Im Mittelpunkt der dritten Konferenz der German Labour History Association (GLHA) stehen geistes- und gesellschaftswissenschaftliche, v.a. historische Zugänge zu "Drecksarbeit" vom 19. bis ins 21. Jahrhundert.

Drecksarbeit. Materialitäten, Semantiken und Praktiken seit dem 19. Jahrhundert

Die sogenannte Drecksarbeit ist ein Zuschreibungsphänomen, das Fragen nach Materialitäten und Semantiken, nach kulturellen Praktiken und Ökonomien aufwirft. Sie eröffnet einen gesellschaftlichen Diskurs, der auch in Literatur, Bildender Kunst und Medien gestaltet, geprägt und verhandelt wird. Die strukturelle Bedeutung von als „Drecksarbeit“ eingeordneten Tätigkeiten wird dagegen vor allem dann sichtbar, wenn sie nicht mehr reibungslos ausgeführt werden, etwa wenn die Müllabfuhr oder die Pflegekräfte streiken.
Als Selbst- oder Fremdzuschreibung dient „Drecksarbeit“ der Etablierung und Legitimierung von Hierarchien. Bei der Untersuchung von „Drecksarbeit“ stellt sich unmittelbar die Frage nach Relationen und Zuschreibungen zwischen Akteur:innen, Kontexten, Materialitäten und Praktiken: Wer bezeichnet in welchem Kontext etwas als „Drecksarbeit“; welche Bilder werden von „Drecksarbeit“ und ihren Subjekten gezeichnet; welche Hierarchien, Machtverhältnisse und Beziehungskonstellationen entstehen dabei oder begünstigen Zuschreibungsprozesse; welche Grenzziehungen von Differenz und Fremdheit werden dabei sichtbar?

Programm

Mittwoch, 13.11.2024

15:00 Uhr: Ankunft

15:30 Uhr: Einführung und Begrüßung

Panel I, Moderation: Vanessa Höving (Hagen)

16:00–16:45 Uhr: Yasemin Ece Örmeci (Dresden): Senses in Cleaning Practices and the Search for Visibility – A Case Study of Turkish Cleaners in Germany

16:45–17:30 Uhr: Aatika Singh (Delhi): Framing Filth. Sudharak Olwe’s Photography of Dalit Manual Scavengers

17:30–18:00 Uhr: Pause

18:00–19:30 Uhr: Podiumsdiskussion: Dirty work. Interdisziplinäre Perspektiven auf ‚Drecksarbeit‘.
Mit Andreas Gehrlach (Wien), Heike Geißler (Leipzig), Nicole Mayer-Ahuja (Göttingen) und Sebastian Moser (Tübingen)
Moderation: Iuditha Balint (Dortmund)

Donnerstag, 14.11.2024

Panel II, Moderation: Anna Strommenger (Bielefeld)

9:00–9:45 Uhr: Tim Preuß (Münster): Das deutsche Volk bei seiner Drecksarbeit zeigen. Zur literarischen Darstellung unterbürgerlicher Arbeitsverhältnisse bei Wilhelm Raabe

9:45–10:30 Uhr: Ulrich Prehn (Berlin): Schmutzige Arbeit – „Schönheit der Arbeit“: Fotografien von Arbeitswelten im Nationalsozialismus

10:30–11:00 Uhr: Pause

Panel III, Moderation: Knud Andresen (Hamburg)

11:00–11:45 Uhr: Henning Podulski (Berlin): „Komm mal buckeln!“ – Arbeiterkörper und die gegenseitige Erfahrungsbestätigung unter Tage, in der Waschkoje und auf der Straße

11:45–12:30 Uhr: Lukas Doil (Potsdam): „Ausländer sucht Drecksarbeit“. Günter Wallraffs „Ganz unten“ und die Migrantisierung prekärer Arbeit in der Bundesrepublik

12:30–14:00 Uhr: Mittagspause

Panel IV, Moderation: Stefan Müller (Bonn)

14:00–14:45 Uhr: Anda Nicolae-Vladu (Bochum): ‚Osteuropäer/innen‘ – besonders anspruchslos und an harte Arbeit gewöhnt? Eine Diskussion über anti-osteuropäischen Rassismus, Antislawismus, Sexismus und ‚Drecksarbeit‘

14:45–15:30 Uhr: Jana Stöxen (Regensburg): Ein einziger Abstieg? Moldauische Migration nach Deutschland und ihre transnationale Dimension der Ungleichheit

15:30–16:00 Uhr: Pause

Panel V, Moderation: Klaus Weinhauer (Bielefeld)

16:00–16:45 Uhr: Ronja Oltmanns (Oldenburg): ‚Drecksarbeit‘ beim Hafenbau in Wilhelmshaven, 1857–1873

16:45–17:30 Uhr: Vincent Paul Musebrink (Münster): Historical Perspectives on Janitorial Work as a Racialized and Gendered Occupation in the United States

17:30–18:00 Uhr: Pause

18:00–19:00 Uhr: Verleihung des Thomas-Welskopp-Dissertationspreis der GLHA 2024

Freitag, 15.11.2024

Panel VI, Moderation: Sibylle Marti (Bern)

10:00–10:45 Uhr: Renate Liebold & Irmgard Steckdaub-Müller (Erlangen): Krähenfüße, Schuppen und unreine Haut. Die Arbeit am Körper anderer

10:45–11:30 Uhr: Philip Kortling (Bochum): Der Schlachthof: ein ambivalenter Ort zwischen rein und unrein aus Sicht der Metzger

11:30–12:30 Uhr: Mittagspause

Panel VII, Moderation: Mareen Heying (Münster/Bochum)

12:30–13:15 Uhr: Melanie Heiland (Wien): Die Care-Seite der Medaille: Zur Feminisierung von ‚Drecksarbeit‘ bei Elena Ferrante

13:15–14:00 Uhr: Jacqueline Neumann (Jena): ‚Drecksarbeit‘ als Nährboden der Poesie – die Romane „Kruso" und „Stern 111" von Lutz Seiler

14:00 Uhr: Abschlussdiskussion

15:00 Uhr: Tagungsende

Anmeldungen bis zum 15. Oktober 2024 über Bernd Hüttner: Bernd.Huettner@rosalux.org

https://www.germanlabourhistory.de/

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