Hammer and Tickle

Review: Galanova on Lewis (German text)

Lewis, Ben, Hammer and Tickle. A History of Communism Told Through Communist Jokes, London, Weidenfeld & Nicolson, 2008, ISBN: 978-0-2978-5354-1, 354 S.; £14.99

Rezensiert für geschichte.transnational und H-Soz-u-Kult von:Olga Galanova, Technische Universität Dresden
E-Mail: [mailto]galanowa@yahoo.com[/mailto]

Jeder kennt sechs Weltwunder. Der Kommunismus hat sieben: 1.Unter dem Kommunismus gibt es keine Arbeitslosigkeit. 2. Obwohl es keine Arbeitslosigkeit gibt, arbeitet nur die Hälfte. 3. Obwohl nur die Hälfte arbeitet, realisieren sich immer alle Fünfjahrespläne. 4. Obwohl alle Fünfjahrespläne sich immer realisieren, gibt es nichts zum Kaufen. 5. Obwohl es nichts zum Kaufen gibt, ist jeder glücklich und zufrieden. 6. Obwohl jeder glücklich und zufrieden ist, gibt es immer Demonstrierende. 7. Obwohl es immer Demonstrierende gibt, werden dieselben Politiker immer mit 99,9% wieder gewählt.

‚Kommunismus’ und ‚Humor’. Sind es zwei Gegenteile, deren Koexistenz vollkommen unmöglich ist? Kann man unter dem kommunistischen System lachen? Man kann darüber lachen, – so fassen wir hier die Position von Ben Lewis zusammen, durch welche er diese zwei Phänomene in einen Zusammenhang bringt. In seinem Buch geht er von der Annahme aus, dass, wenn das politische System im kommunistischen Block ganz problem- und harmlos wäre, hätte man nichts zu entlarven und auszulachen, deswegen lohnt es sich zu untersuchen, wie und in welchen Formen das Lachen in totalitären Zeiten des Kommunismus existierte, die Widersprüche dieses Systems rekonstruierte und inwiefern es das Potenzial besetzte, die Legitimationsansprüche von Kommunismus ins Schwanken zu bringen bzw. vollkommen zu vernichten. In anderen Worten, fragt er sich, wie sich der Kommunismus tot gelacht hat.

Diese Fragestellung ist aus seinem Hobby entstanden, die spaßigen Klischees über den Kalten Krieg zu sammeln, dazu sind später die lustigen Sprüche und Anekdoten gekommen. Um seine Sammlung von politischen Witzen zu bereichern, fuhr er kreuz und quer durch alle Länder des sowjetischen Blocks und sprach mit vielen Witzerzählern, die für ihr unschuldiges Unternehmen in sowjetischer Zeit mit Gulag bestraft wurden. Seine Ansprechpartner zu diesem Thema waren sowohl Politiker (Michail Gorbachev und Paul Niculescu Mizil), als auch Komiker und Journalisten von satirischen Zeitschriften und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (Boris Efimov, Jerzy Urban, Janos Kadar, Ivan Steiger, Gerd Nagel, Ernst Röhl etc.).

Seine Überlegungen zu den gesammelten Quellen entfaltet Ben Lewis durch die chronologische Beschreibung und Aufgliederung von Witzen entsprechend deren jeweiliger Entstehungszeit. Das Erkenntnisinteresse, den historischen Kontext des Kommunismus aus politischen Witzen zu rekonstruieren, setzt er mit der Beobachtung zusammen, dass die Entwicklung von neuem Humorsinn in Russland der Entstehung eines neuen politischen Systems zu verdanken hat. Ausgehend von dieser These baut er die Struktur seines Buches auf. Im ersten Kapitel beschäftigt er sich mit dem Lachen zu Zeiten Lenins, danach analysiert er die Witze der stalinistischen Epochen. Im dritten Kapitel versucht er die kommunistischen mit den Nazi-Witzen zu vergleichen. In den nachfolgenden Kapiteln beschreibt er die Formen des Auslachens der Gegenwart im sowjetischen Block. Von der Beschreibung kommunistischer Witze aus der goldenen Zeit geht er zum Thema ihres Niedergangs in Tauwetterzeiten und in den 80er Jahren über. Im neunten und letzten Teil seines Buches kommt er zu den Witzen postsowjetischer Zeit und macht einige abschließende Überlegungen.

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