Stellungnahme von Pieter Jelles Troelstra in einer der Sitzungen mit der russischen Delegation, o.D. [9. Juli 1917?]

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IISG, NL Pieter J. Troelstra, 423. Hschr. (Troelstra), 2 S.1

   Das Interview im Rjetsch2 enthält nicht das
Wichtigste, was ich gesagt habe, nämlich ein[en] Hinweis auf die
organisatorischen Schwierigkeiten, welche bei der Einberufung internationaler
Konferenzen zu überwinden sind. Diese Schwierigkeiten können
vermieden werden, wenn man die Statuten des Internationalen Büros so weit
es möglich ist3 anwendet. Weiter hat unser Komitee schon eine
Vorarbeit geleistet, welche eine Grundlage für die Konferenzverhandlungen
bilden kann.

   Mit Erstaunen höre ich von Ihnen, dass aus dem Interview
ein Mangel an Sympathie für die russische Revolution oder den Arbeiterrath
herausgelesen wird. Wie Sie aus den Besprechungen mit unsern Komiteemitgliedern
wissen, so bin ich geradezu entzückt über die letzte Kundgebung des
Rathes in seiner Antwort an die drei sozialistischen Minister.4 Der
Rath stellt dadurch die Konferenz auf eine international-sozialistische
Grundlage. Wir werden deshalb unter der Fahne des Arbeiterraths und bei der
Ausführung seiner Initiative das Ziel eines Friedens zwischen den
sozialistischen Parteien am Besten erreichen.

   Worüber ich mich wirklich etwas beklagt habe, das ist die
Ungewissheit, darin wir gelassen werden über die Geneigtheit des Raths,
mit unserm Komitee zusammenzuarbeiten und über die Bedingungen, welche er
dabei stellt. Der in den Zeitungen veröffentlichte Bericht, dass die
übergrosse Beschäftigung der führenden Genossen Ursache ist,
dass unsere wiederholten Telegramme unbeantwortet blieben, und dass keine
politische[n] Gründe die Verzögerung der Unterhandlung mit unsrem
Komitee verursachten, wird von mir akzeptiert. Dennoch meine ich, dass die
Angelegenheit jeden Tag dringender wird, dass die Arbeiter der verschiedenen
Ländern warten auf die allgemeine Konferenz, welche ohne eine vorherige
Vereinbarung unsres Komitees mit dem Rath kaum möglich sein wird.

Anmerkungen

1   Die Einordnung dieser Stellungnahme von Troelstra ist
unsicher. Sie liegt im Nachlaß zusammen mit Troelstras Notizen von der
Sitzung mit der russischen Delegation am 9.7.1917.

2   Zu diesem Interview und dem Protest des internationalen
Ausschusses des Arbeiter- und Soldatenrats am 15.6.1917 siehe den vorbereiteten
Korrespondenzteil 1917.

3   Danach durchgestrichen: "für die Einladung".

4   Antwort vom 13.6.1917, wiedergegeben in Bulletin des Arbeiter-
und Soldatenrats, Nr. 4, 7.7.1917, S. 1-4. Dazu siehe Dok. Nr. P/47, Anm. 3.