Pressekommuniqué des Holländisch-skandinavischen Komitees zum Konferenzbeginn, veröffentlicht am 3. September 1917

P/65
CHA, Stockholm, N. & C., Sept. 1917. Mschr., 1 S.1

   A la suite des délibérations de la
Conférence interalliée de Londres qui ne laissent pas
prévoir une solution immédiate de la question des passe-ports, le
Comité Organisateur de la Conférence de Stockholm a
décidé de ne pas convoquer celle-ci pour la date du 9
septembre2 et de fixer une date nouvelle qui sera
arrêtée et communiquée aux partis adhérants
aussitôt que la délégation russe, co-organisatrice de la
Conférence, sera rentrée de Londres à
Stockholm.3

Anmerkungen

1   Mit Blaustift von Huysmans notiert: "dat 2-9-17 Sept". Auch
als Anlage zu einem Schreiben von Huysmans an die Komiteemitglieder, 1.9.1917,
in CHA, Stockholm, N. & C., Sept. 1917. Wiedergegeben in schwed.
Social-Demokraten 3.9.1917, S. 1, mit der Überschrift: "Internationalens
fredskonferens uppskjutes" [Die Friedenskonferenz der Internationale wird
vertagt].

2   Zur Konferenzverschiebung zuvor siehe Dok. Nr. P/61 und Nr.
P/62. - In dän. Social-Demokraten 8.9.1917, S. 3, wird die Verschiebung
als "bedauerlich" ("beklageligt"), aber als realistisch bezeichnet. Man ist
trotz allem positiv: "Die Friedensarbeit geht ihren Gang, wenn auch langsam.
Aber Ausdauer ist gerade eine Eigenschaft des Arbeiters und Voraussetzung
für den Sieg der Arbeiterklasse, national und international"
("Fredsarbejdet gaar sin Gang om end langsomt. Men Udholdenhed er netop en
Arbejder-Egenskab og Betingelsen for Arbejderklassens Sejr baade nationalt og
internationalt"). Es heißt dann weiter: "Durch die Friedensarbeit den
Sommer über, die bald nach der russischen Revolution eingeleitet wurde und
im übrigen während des gesamten Krieges vom Büro im Haag und von
der Sozialdemokratie in den neutralen Ländern, nicht zuletzt in
Dänemark, vorbereitet worden ist, wird sicher und fest die neue
Internationale
, die weder die Arbeiter noch die Welt entbehren können,
aufgebaut" ("Gennem denne Sommers Fredsarbejde, der begyndte straks efter den
russiske Revolution og iøvrigt var forberedt under hele Krigen af
Bureauet i Haag og af Socialdemokratiet i de nevtrale Lande, ikke mindst i
Danmark, opbygges sikkert og solidt det ny Internationale som
hverken Arbejderne eller Verden kan undvære"). - Einige andere
Reaktionen: Huysmans wies "die Legende vom Ableben des Stockholmer Komitees"
("Legenden om Stockholmer-Komiteens dødelige Afgang") zurück und
schrieb der Tätigkeit der organisierten Arbeiterklasse und der Stockholmer
Konferenz "den Charakter von Dauer" ("Varighedens Karakter") zu, so in einem
Interview wiedergegeben in dän. Social-Demokraten 9.9.1917, S. 6.
Troelstra erklärte: "wir haben gute Gründe, die Situation
optimistischer zu betrachten als wir gegenwärtig Grund dazu haben" ("vi
har gode Grunde til at se mere optimistisk paa Situationen, end vi for
Øjeblikket har Grund til"), ebd. Hugo Haase: Huysmans "pflanzt noch am
Grabe die Hoffnung auf. Er trägt sich mit neuen Konferenzplänen, er
ist in seinem Optimismus trotz aller Mißerfolge unverwüstlich, und
er wird bald erfahren, daß seine Pläne totgeboren sind", so in Brief
an die Schwiegertochter, 6.9.1917, in Haase 1929, S. 149f. Ebert an H.
Müller, 8.9.1917: "Die Ententesabotage hat vorläufig das Spiel
gewonnen." Verpaßt sei "die Gunst der Situation". "Glücklicherweise
haben wir nie zu den Stockholmer Optimisten gehört" und weiter: "Jetzt
bleibt uns weiter nichts übrig als die Erklärung, daß wir nach
wie vor zur Verständigung bereit sind. Im übrigen müssen wir die
weitere Entwicklung abwarten". Abgedruckt in Blänsdorf 1969, S. 402f.
(402-404). In Mitteilungs-Blatt (USPD) 9.9.1917, Beilage, hieß es: "Der
Bankerott des internationalen Regierungssozialismus tritt bei diesen
fortwährenden Verschiebungen offen zutage"[...] "Die Erwartung,
daß die Stockholmer Konferenz dazu beitragen würde, den
ausgebluteten, hungernden und leidenden Völkern einen vierten Kriegswinter
zu ersparen, zerflattert mehr und mehr". Rosa Luxemburg schrieb an Mathilde
Wurm, 8.9.1917, in Luxemburg 1984, S. 307 (306f.): "Daß Stockholm wieder
ein Humbug sein würde, erwartete ich vom ersten Moment an". Ragnar Almgren
in schwed. Politiken 14.9.1917, S. 2: "Den grannt skimrande bubblan sprack"
[Die herrlich schimmernde Seifenblase ist geplatzt]. - Der schweizerische
Gewerkschaftsbund bat, bei der Neufestsetzung des Konferenztermins die bereits
einberufene internationale Gewerkschaftskonferenz in Bern am 1. Oktober
abzuwarten, so im Schreiben an das Holländisch-skandinavische Komitee,
10.9.1917, CHA, Stockholm, Corr., Sept., Nr. 14.

3   Die russische Delegation kehrte am 9.9.1917 nach Stockholm
zurück und tagte am 10.-14.9. mit dem Holländisch-skandinavischen
Komitee; siehe Dok. Nr. P/66-67, Nr. 69 und Nr. P/70a-c.